Hey Jan,
herzlichen Glückwunsch zum HP 4145B! Ein echt tolles Messinstrument für die Untersuchung von Halbleiter-Parametern (*habenwill*)
Ich habe eine Keithley 236 SMU und das gleiche Problem wie du: das Messinstrument allein (ohne die Triaxial-Kabel und einer Fixture) steht einfach nur dumm herum

Ich war mit dem Kauf der SMU ein wenig naiv und bin in einen SMU-Rabbithole geraten - die Sache mit den Triax-Kabeln ist nicht so trivial. Kann leider nur für die Keithley-SMU Triax-Kabel sprechen, wird sich aber auch auf andere SMUs anwenden lassen...
Nun ja, ich habe ähnlich wie du recherchiert, wie man an bezahlbare und DIY Triaxial-Kabel kommt. Ich wurde schnell enttäuscht, denn die Performance des Messgeräts hängt sehr stark von der Kabelqualität ab. Und gute Triaxial-Kabel sind sehr teuer (Neupreis in der Größenordnung von 300-500 EUR pro Kabel). Fällt nicht ins Gewicht bei einer 15k-25k EUR teuren SMU.
Die Keithley SMU-Kabel sind konfektioniert und aus Materialien gefertigt, die einerseits sehr geringe Leckströme haben (im Bereich von wenigen pA bzw. fA) und andererseits die Triboelektrizität durch eine Art Graphit-Gleitschicht zwischen Mantel/Schirmung reduzieren. Triboelektrizität bzw. Reibungselektrizität ist ein Effekt, der Ladungen bei Reibung bzw. Bewegung des Kabels auftritt.
Die zweite Herausforderung bei diesen Kabeln ist die Konfektionierung: wenn man beim Zusammenbau des Kabels nicht sauber arbeitet und beispielsweise Schmutz wie Fett/Schweiß durch Fingerabdrücke in die Kabelkonstruktion einbringt, degradiert das die Performance des Kabels extrem. Deshalb muss man beim Zusammenbau sehr sauber arbeiten und die Kabel ggf. mit frischen Lösungsmittel (z. B. Methanol oder Dichlormethan für all die DCM-Liebhaber) mehrmals spülen. Die von Keithley verwendeten Tri-Lug-Stecker benötigen ein spezielles Crimp-Werkzeug (vermutlich will man Triax-Kabel nicht löten wegen der Kontaminationsgefahr durch das Flussmittel).
Also das Thema interessiert mich auch. Auf jeden Fall kann ich hier meine Bemühungen zusammenfassen...
Marco Reps hat hierzu ein echt gutes Video veröffentlicht:
https://www.youtube.com/watch?v=SIUgVYzFdQ0&t=262s
In seinem Video nutzt er einen relativ günstigen Twinax-Stecker (PL75-9) von Trompeter, welcher kein Crimp-Werkzeug benötigt. Es kommt halt wirklich auf deine Anwendung drauf an - brauchst du die pA-Auflösung oder bewegst du dich eher im nA/µA-Bereich?
- Die Belden 9222 Kabel scheinen eine gute Performance zu haben. Ich glaube, das Problem bei dem Kabel war dann eher der Kabeldurchmesser - da müsstest du darauf achten, ob 9222 in den Trompeter-Stecker rein passt.
- Triax-Kabel made in China (z. B. auf eBay) haben eine etwas schlechtere Performance als "echte" Keithley-Kabel. Müsste nachforschen wo wir mal einen Vergleich gemacht haben. Ich meine, original-Keithley Triax hätten ~40 pA leakage im Kurzschlussfall, die China-Keithleys >>100 pA (?)
- Triaxial-Kabel sind in der Videotechnik oft anzutreffen. Ich habe mir ein 20 Meter langes Triaxial-Kabel relativ günstig gekauft, allerdings ist der Kabeldurchmesser für den Trompeter-Stecker zu klein. Am Triax-Kabel waren Lemo-Stecker verbaut, konnte aber leider nix damit anfangen, können also abgeknipst werden. Es wäre aber eine denkbare und günstige Bastellösung für eine Fixture, wo man eh 3 Triax-Kabel dafür benötigt. Das Video-Kabel selbst besteht aus Teflonmaterial (eBay 370351034399)
- Triax-auf-BNC Adapter existieren, aber damit kann man keine ernst gemeinten Messungen mit einer SMU machen
Soviel Halbwissen bis hierhin, ich werde wieder alles neu recherchieren müssen

Martin hat mir vor einer Weile paar sehr gute (original) Stecker für den Bau einer Fixture zugeschickt. Das Projekt um die SMU-Fixture ist noch nicht vom Tisch
