jetzt dachte ich ja während der Seuche hätte ich genügend Zeit für den Tek 575 und außerdem auch noch dafür, eine A-Lizenz zu machen, weil was gerade so bequem online möglich ist. Aber die Kurzarbeit ist seit ein paar Monaten zu Ende und Abends reicht dann die Energie gerade noch, um auf Kleinanzeigen zu googeln. Wenn man schon zu nichts kommt, hilft eben noch ein Gerät - somit habe ich nun das hier und dachte, ich stelle den mal vor:
Erst fand ich ihn gar nicht so interessant aber er erschien recht gut erhalten und nach etwas googeln fand ich doch, dass es ein schönes Stück Technik ist und habe ihn abgeholt. Der Vorbesitzer meinte, er wäre zwar nicht häufig aber dennoch regelmäßig ab und zu mal in Betrieb gewesen. Was hoffen lässt, dass die Elkos noch nicht ganz am Ende sind.
Der Erhaltungszustand ist jedenfalls wesentlich besser als so manches, was man sonst im Netz sieht. Die Seriennummer lässt vermuten, dass er etwa im Frühjahr 1971 gebaut wurde. Das Chassis ist nur verkupfert was erklärt, dass es stellenweise trotzdem rosten kann. Beim Nachfolger TR-4C haben sie Cadmium verwendet - da ist mir Kupfer lieber, auch wenn ich hier nichts mehr wesentlich putzen werde.
Die senkrecht stehende Platine oben ist übrigens der Noise-Blanker. Den gab es auch als Option zum nachträglichen Einbau.
Der Noise-Blanker ist an dem kleinen senkrechten Platinchen in der unteren Bildmitte angeschlossen. Es vermittelt das Gefühl, dass der Einbau nicht nachträglich geschehen ist. Die beiden schwarzen 1000µF Elkos links filtern dessen Versorgungsspannung.
Der Transistor ganz unten rechts fehlt im Schaltplan der "späten Version", welcher mir vorliegt. Er sollte erst im TR-4C enthalten sein und treibt die Audio-Endstufe. Ist mir recht. Auf dem Platinchen wo er sitzt, finden sich leider auch noch zwei Tantal-Perlen. Vielleicht sollte ich die ersetzen. Im Noise-Blanker sind auch noch welche. Ansonsten hält es sich in Grenzen mit den zu tauschenden Bauteilen - glaube ich.
Der Empfang nur mit einem Draht dran im Zimmer war zunächst etwas lausig. Mir fehlt auch das Gefühl, was ich da so erwarten darf in dem Alter und zum Vergleich hab' ich auch nur ein Tecsun PL-660 Taschenradio da.
Dieses verstaubte Birnchen am Antenneneingang habe ich deshalb mal raus gezogen - ganz vorsichtig, weil ich dachte, das bekomme ich nicht mehr neu. Aber es war schon durch. Weiß nicht, wie man das schafft, es kann immerhin ein Watt ab. War es einfach Schnee auf dem Draht, so wie bei Mr. Carlson oder hatte man zwei Transceiver an einer Antenne und keine Vorstellung davon, wie ranzig es innen in einem Antennenumschalter aussehen kann? Nun ja, jedenfalls hatte ich noch irgend ein Skalenbirnchen, welches an zwei dünne Lötnägel gelötet wurde und erst mal prima in die Fassung passt. Jetzt kann er auch mit dem Tecsun mithalten.

Das neue Birnchen kann mehr Strom ab - aber besser als nichts. Ich hätte auch sowieso nur eine Vertical zu bieten. Eine HF-P1 portabel. Die hat eine Spule, damit sie nicht so lang sein muss. Ist auch nur provisorisch mit Zwinge am Metall- Balkongeländer befestigt und ich noch teste noch, wie sich das als Gegengewicht macht. Der Erwerb war auch insofern unvernünftig, da mein QTH hier von den Abmessungen eher zu Wellenlängen aus dem Mobilfunkbereich passt und eigentlich für KW völlig ungeeignet ist.
Aber keine Sorge, gesendet habe ich so erst mal sowieso noch nicht. Zunächst wird an einer Dummy Load getestet und geübt, wie man den abstimmt. Schließlich kann man die drei Pentoden in der Endstufe überlasten, wenn man das nicht richtig macht. Zu C-Plate und C-Load ist im Kurs immerhin noch eine einsame Prüfungsfrage übrig. Das reicht nicht zum Verständnis.
Das mit dem Abstimmen ging anfangs sowieso nicht. Man soll ihn dazu auf CW schalten, dann würden die beiden Relais auf Senden umschalten - falls keine (gerade nicht betätigte) Morsetaste angeschlossen ist. Aber es tat sich nichts.
Beim Vorgänger, dem TR-3 sollte man das auch schon so machen. Der war für CW allerdings nicht so sehr geeignet, denn zum Hören musste man den Betriebsartenschalter wieder zurück auf SSB schalten, was recht lästig ist. Einen Sidetone-Generator hatte der auch noch nicht, so dass man beim Geben nur das Klackern der eigenen Morsetaste gehört hat. Immerhin hatte er VOX, somit konnte er beim Sprechen automatisch auf Sendung gehen, ohne dass man dazu die PTT Taste drücken musste. Der TR-4 hat nun einen Sidetone-Generator bekommen (das ist die Röhre, die man ganz links in der Rückansicht sieht) und schaltet auch bei CW automatisch zwischen Senden und Empfangen um. "Semi break-in" nennen sie das, wie ich gerade gelernt habe. Weil man so leichter mitbekommt, wenn einem jemand dazwischen funkt. Sie haben das einfach dadurch realisiert, dass man den Sidetone auf die VOX geschaltet hat.
Wie gesagt, ging das erst mal nicht. Zwar wurde die Kathode der Sidetone-Röhre bei CW auf Masse geschaltet, aber sie arbeitet als Phasenschiebergenerator und ein weiterer Kontakt des Betriebsartenschalters war im Rückkopplungszweig. Nach etwas Kontaktpflege ging das dann endlich und ich war recht froh, dass es nichts Schlimmeres war.
Es hatte allerdings gedauert bis ich das verstanden hatte, denn bisher habe ich keine Erfahrung damit. Immerhin finde ich die Auseinandersetzung damit sowieso fast interessanter als QSOs zu fahren. Insofern bin ich auch gar nicht verärgert darüber, dass er noch etwas Pflege braucht.
Viele Grüße
Wusel