Seite 1 von 1

Frage zu Akkuladung und -pflege

Verfasst: 16 Mai 2023, 10:14
von wolfgang
Hallo zusammen,

endlich ist es wieder so warm, daß man draussen werkeln kann. Ich habe jetzt auf dem Dach 3 Stück Sonnenkollektoren 12V/100W iinstalliert. Die Kollektoren sind parallelgeschaltet und über eine Laderegelung auf einen größeren Bleigel Akku geschaltet. Das ganze dient der "Notstromversorgung" um ggf bei Netzausfall ein Handy laden zu können und zur Versorgung der Wetterstation und des Aussenbereiches.

Dabei stellt sich mit eine Frage zur Behandlung von Blei-Akkus. Meine Erfahrung mit professionellen Anlagen ist alt, noch aus der Zeit, wo die "Telekom" "graue Post" hieß, wo es noch Vermittlungsstellen gab, in deren Hof ein alter U-Boot Diesel als Notstromaggregat wummerte und die Kellergeschosse mit ganzen Akkufarmen gefüllt war.

Sowohl die Regelanlage für Solarstrom, als auch die (alte) USV Anlage für meinen Rechner ließen den Akku im Pufferbetrieb laufen, also minimale Erhaltungsladung unterhalb der Gasung. Teurere Anlagen haben eine tiefere Entladung gemessen und ggf. eine volle Ladung gestartet.

Zu früheren Zeiten waren die Ladegeräte für besagte Vermittlungsstellen so gesBildchaltet, daß die Akkus nicht nur mit einer Erhaltungsladung gefüttert wurden, sondern regelmäßig ent- und wieder geladen wurden.

Eine solche regelmäßige Entladung ist der Kapazität ja zuträglich, warum findet man so eine Funktion bei Laderegelungen heute nicht? Zudem sie, bei modernen, prozessorgesteuerten Ladegeräten, einfach zu realisierten ist??
Kollektoren.jpg
Kollektoren.jpg (676.35 KiB) 4545 mal betrachtet
Gruß

Re: Frage zu Akkuladung und -pflege

Verfasst: 16 Mai 2023, 13:55
von Messtechniker
Gute Frage. Nutze einen kleinen Bleiakku bei ca. 18 Grad C Umgebungstemperatur
als Notlichtversorgung von vier 12 V Birnchen (jetzt LEDs) im Keller. Die Akkus
gehen regelmäßig kaputt nach ca. 6 J. Bei reiner Erhaltungsladung mit kurzen
Tests für einige Minuten 1x im Jahr und ab und zu einen kleinen Stromausfall
von < 30 Minuten wegen Arbeiten an der E-Anlage und weil einmal ein Schwimmkran
die Hochspannungsleitung gerissen hat. Gab sicherlich einige rote Köpfe deswegen :mrgreen: .

Re: Frage zu Akkuladung und -pflege

Verfasst: 17 Mai 2023, 09:41
von wolfgang
Messtechniker hat geschrieben: 16 Mai 2023, 13:55 Gab sicherlich einige rote Köpfe deswegen :mrgreen: .
Glaube ich nicht :) :)
Die Verursacher sind recht schmerzfrei. Wir haben hier im Westmünsterland regelmäßig ca 1 mal je Jahr einen Strom- und Telefonausfall, weil jemand beim Baggern die Kabelpläne nicht beachtet (oder die ungenau sind??) :oops: :oops:

Bezüglich der Akkus, die hielten in meiner USV für den Server ca 4 Jahre, danach Austausch.

Gruß

Re: Frage zu Akkuladung und -pflege

Verfasst: 18 Mai 2023, 21:59
von Stephan
Man müsste dann ja Redundanzen vorhalten, denn nach Murphy braucht man die eine USV genau dann, wenn die gerade den Akku leergenuckelt hat und ihn eigentlich gleich wieder aufladen wollte...

Re: Frage zu Akkuladung und -pflege

Verfasst: 19 Mai 2023, 09:05
von wolfgang
Stephan hat geschrieben: 18 Mai 2023, 21:59 Man müsste dann ja Redundanzen vorhalten, denn nach Murphy braucht man die eine USV genau dann, wenn die gerade den Akku leergenuckelt hat und ihn eigentlich gleich wieder aufladen wollte...
Moin Stephan,
absolut korrekt; deshalb war die Akkustation im Vermittlungsstellen m.W. nach auch in mehrere "Bänke" aufgeteilt, die nacheinander ent- und geladen wurden. Das war natürlich ein erheblicher overkill, der aber zur Betriebssicherheit beitrug.

Für eine Privatperson stellt sich die Frage, ob ich mit der Vervielfachung der Akkukapazität zur Bankaufteilung nicht schon direkt den Kapazitätsverlust durch Erhaltungsladung ausgleiche und mir den Aufwand der bankweisen Entladungs- / Ladungssteuerung sparen kann.

Gruss

Re: Frage zu Akkuladung und -pflege

Verfasst: 02 Jun 2023, 10:46
von Peter7000
Meine Erfahrung mit Bleiakkus in simpleren USVs ist nicht so großartig – wenn sie "fast immer" im Standby sind, erreichen sie die beworbene Lebensdauer oft bei weitem nicht. Ein Faktor ist da sicher das oft fehlende Balancing. Bei acht bis zehn 12V-Akkus in Serie kann man sich vorstellen, wie leicht sich Ungleichheiten multiplizieren.

Aber es gibt noch ein Problem - laut
https://batteryuniversity.com/article/b ... prevent-it und
https://batteryuniversity.com/article/b ... -lead-acid
müssen Bleiakkus regelmäßig wirklich voll geladen (und dabei warm) werden - alle 6 Monate für 24 Stunden auf 2.5-2.66 V/Zelle, also 15-16V bei einem 12V-Akku statt der üblichen 13.8-14.1V Erhaltungsladung. Das macht keine der mir bekannten kleineren USVs, wohl aus Sicherheits-/Haftungsgründen.
Bein einer Eigenbaulösung kann man das ja relativ leicht einbauen, z.B. mit einem kleinen Mikrocontroller.

Auch viele der weiteren Artikel auf batteryuniversity.com sind übrigens lesenswert, z.B. über die erreichbare längere Lebensdauer von Li-Zellen bei nur teilweiser Ladung.

Re: Frage zu Akkuladung und -pflege

Verfasst: 03 Jun 2023, 11:24
von wolfgang
Guten Morgen Peter,
genau auf solche Punkte bezog sich meine Frage. Keine der Ladesteuerungen für Solar- oder sonstige Anlagen, auch keine USVs beziehen die Tiefentladung und Hochladung ein. Andererseits meine Erfahrung mit dem Aufwand bei den Akkustationen der Fernmeldeämter. :?
Es stellte sich mir die Frage, ob wir es "heute" besser wissen, oder ob wir heute einfach in Kauf nehmen, daß die Akkus nicht maximal halten. Ich vermute mal letzteres und werde eine Ladeschaltung entwerfen, die das berücksichtigt.

Etwas Anderes ist es mit modernen Akkutypen Li-H oder so. Ich vermute einmal, daß auch die eine pflegende Behandlung zu schätzen wissen. Aber bei den Akkustationen für Solaranlagen bekommt man gar keine Antwort auf entsprechende Fragen.

Gruß

Re: Frage zu Akkuladung und -pflege

Verfasst: 06 Jun 2023, 23:51
von Peter7000
Sagen wir mal so - USV-Hersteller sind nicht maximal motiviert, ihren Ersatzteilverkauf durch bessere Charger zu schmälern :?

Bei Lithium ist wenigstens balancing Pflicht.