Kauf und Erfahrung mit einer Säulenbohrmaschine

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wolfgang
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Kauf und Erfahrung mit einer Säulenbohrmaschine

Beitrag von wolfgang »

Guten Tag zusammen,

nachdem meine Deckel Fräsmaschine vorübergehend zur Überholung und zur Überarbeitung der Absenkspindel zerlegt in der Werkstatt liegt, wird ein Problem akut:
"Wie bekomme ich Löcher in Blech, Gehäuse und andere Teile?" :geek:

Die Deckel war ideal, massig, präzise und kraftvoll, aber auch eingeschränkt: Ein ganzes Gehäuse bekam ich nicht unter die Spindel, und auch "nach hinten" war die Bewegungsfreiheit wegen des massigien Maschinenkörpers eingeschränkt.

Ich habe mich da mit Handbohrmaschinen (Akku oder Druckluft) beholfen und und tat das jetzt ohne die Deckel auch. Aber ich hatte schon seit langem mit einer Tisch-/oder Säulenbohrmaschine geliebäugelt. Nun, nach zeitweiligem Ausfall der Deckel war es soweit.
Die Möglichkeiten:

A Profimaschine
Flott, Alzmetall oder die Profiserie von Opti
An sich ideal in allen Fragen aber
nicht bezahlbar. Selbst alte Flott Möhren kosten inzwischen 500-2000 Euro, je nach Grösse und Alter

B Heimwerkermaschine
Opti (die billigeren) oder Güde
Preislich ok, aber nicht so stabil (Vibration).

Ich habe letztlich so entschieden:
1. Säulenbohrmaschine, keine Tischbohrmaschine. Der Platzbedarf ist geringer als ein extra Tisch, und der kostet auch extra.
2. Kraftstrom, 400V
3. Heimwerkerbereich, für Präzisions- und dicke Bohrungen habe ich die Deckel... (Es sei denn, dicke Löcher in grosse Gehäuse... :roll: )
4. Es blieben Güde oder Opti, da Opti im niedrigen Preisbereich genau gut/schlecht wie Güde erschien, habe ich mich für Güde entschieden.

==> Güde GSB 20/812 R+L es gab noch zwei grössere, aber irgendwo muß man eine Grenze ziehen.

Im Englischen sagt man: "You get, what you pay for", "Du kriegst, was Du bezahlst" Also: keine 200 kg Maschine die allein steht und präzise wie eine Flott ist (aber auch das 5-10 fache Kostet, sondern eine 53 kg Maschine.


Heute kam das Paket
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vy73

Wolfgang
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wolfgang
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Re: Kauf und Erfahrung mit einer Säulenbohrmaschine

Beitrag von wolfgang »

Wegen der geringen Masse von 53 kg habe ich die Maschine am Boden mit Maschinenankern 12mm festgedübelt.

Beim Aufbau war das Andübeln am Boden das Zeitraubende. Der Restaufbau war in 1h gemacht.
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Alles in Allem: Die Säule lässt sich oben um 2-3mm li-re-vorn-hinten bewegen, d.h. man muß auf Vibration achten. Möglicherweise hilft ein dickwandigeres Rohr, das am Fuß angeschweisst wird.

Ansonsten: Aufbohren und Zeit lassen.

Fazit: für den Preis von € 350 bekommt man eine Maschine, mit der man bei entsprechender Arbeitsweise (schrittweises Aufbohren, keine Gewaltakte), für Gehäusezwecke gut bedient ist.

Gruß
vy73

Wolfgang
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Hans_L
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Re: Kauf und Erfahrung mit einer Säulenbohrmaschine

Beitrag von Hans_L »

Das Rohr evt. mit Quellbeton/Quellmörtel füllen?
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ProgBernie
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Re: Kauf und Erfahrung mit einer Säulenbohrmaschine

Beitrag von ProgBernie »

Die Konstruktion sieht 100% wie unsere Tischbohre von Opti aus, ich denke die werden vom gleichen Chinesen zusammengenagelt. €350,- ist ein guter Kurs, aber bei unserer Opti im Modellbauverein ist der Lauf der Pinole ein Manko, die rumpelt ziemlich, bohrt aber recht sauber. Das gesparte Geld bei der Tischbohre ist wohl die kürzere Säule und die geringeren Versandkosten.
Gruß Bernd
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wolfgang
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Re: Kauf und Erfahrung mit einer Säulenbohrmaschine

Beitrag von wolfgang »

Moin,
Ich will nicht über "schlechte Qualität" meckern, ich habe bekommen, was ich bestellt und bezahlt habe. Dennoch kann man nach einer sauberen Problemanalyse einige Dinge verbessern.
Bezüglich der "mangelnden" Stabilität lassen sich, verglichen mit der Deckel FP1, mehrere Schwachpunkte erkennen:

Bernd, die Ähnlichkeit mit der Tischbohrmaschine ist vermutlich der Kern des Problem, die haben einfach die Säule verlängert...
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Standfuss:
1. Zu kleiner Standfuss mit ca 240*400 mm
2. Nur 2 Befestigungsschrauben
3. zu geringe Masse (~4 kg)

Standfuss/unteres Rohr
4. Die Kontaktfläche ist recht gering

unteres Rohr
5. zu geringe Masse (~2kg)

unteres Rohr/oberes Rohr
6. Die Verbindung ist eine Steckung über 50mm, die mit 2 Madenschrauben (M6) gesichert wird.

oberes Rohr
7. Zu geringe Masse
8. Zu dünne Wandung (ca 1,5mm)

Die insgesamt zu geringe Masse ist sicherlich ein Zugeständnis an die Kosten, aber auch an die Transportfähigkeit im Hobbybereich.

Abhilfe:
1. Bei Flott wäre der Fuss ca 500*600mm und wöge allein 50 kg; hier ist eine Standfussvergrösserung, eher nicht sinnvoll, da der Aufwand zu gross wird.
2. Bodenfläche planieren, ggf schleifen, stabile Dübel nehmen (Beides habe ich gemacht)
3. Massevergrösserung eher nicht, zu grosser Aufwand

5. Kontaktflächenvergrösserung wäre recht aufwendig, Die "Passung" scheint aber auch recht stabil zu sein.

6. a Aufbohren der Passung (70mm) über die gesamte Länge des unteren Rohres und Nutzung eines längeren Rohres und/oder
b Wie Hans vorschlägt, ausgiessen mit Beton über beide Rohrteile
c Verschweissen von oberem und unterem Rohr

7./8. a Austausch des Rohres gegen ein Rohr mit dickerer Wandung (z.B. 3,5mm) und/oder
b Wie Hans vorschlägt, ausgiessen mit Beton über beide Rohrteile

Ich werde die Maschine erst einmal benutzen und Erfahrung sammeln.
Wie Hans schrieb ist die einfachste Lösung, das Standrohr mit Beton auszugiessen, ggf mit Armierung darin. Zu klären ist die Frage der Korrosion des Rohres bei Füllung mit Zementbasis.
Möglich ist ein Austausch des Rohres durch ein Rohr 70*3,5mm, wenn es in entsprechender Qualität preiswert zu bekommen ist, und dann auch ausgiessen.
vy73

Wolfgang
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wolfgang
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Re: Kauf und Erfahrung mit einer Säulenbohrmaschine

Beitrag von wolfgang »

Hallo zusammen,
Hans empfahl die Nutzung von Quälbeton :D vermutlich, um den Trockenschwund auszugleichen. Nach Rücksprache mit dem Betonbauer meines Vertrauens habe ich normalen Beton (Estrich) genommen und nur soviel Wasser zugegeben wie vorgesehen:
1. Die Festigleit ist definiert und hoch
2. Beton schwindet beim Trocknen in der Höhe, nicht in Breite und Tiefe (Nach Trocknen liegt sie an der normalen Schalung immer noch an.

Mühselig war es, das Rohr blasenfrei zu befüllen, aber ein Schwingschleifer aussen an das Rohr gebunden wirkte Wunder. Ich habe einige Armierungseisen darin, die im Fuss umgewinkelt sind. Den Fuss habe ich auch verfüllt.

Effekt:
das Rohr ist Luftspaltfrei verfüllt.
Das Schwingen hat etwas nachgelassen, Schwachstelle ist jedoch der Fuss; Zu klein, zu dünn. Aber es geht.
Wie ich schrieb, "You get what you pay for......." :evil:

Schönen Abend
vy73

Wolfgang
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Hans_L
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Re: Kauf und Erfahrung mit einer Säulenbohrmaschine

Beitrag von Hans_L »

Hallo Wolfgang,
das kann schon sein, dass der normale Beton nicht in der Querrichtung schwindet, um aber eine Erhöhung des Widerstandsmomentes zu erreichen, ist es erforderlich, dass der Beton und das Stahlrohr eine echte reibschlüssige Verbindung eingehen, aber ist ja jetzt egal, ist ja schon erledigt.
Allerdings würde ich das Problem mit dem Fuss nicht so überbewerten, wann bohrst Du schon so ein ein hohes Teil, dass der Kraftfluss durch den Fuss geht?
Für gewöhnlich wird das Werkstück doch auf dem verstellbaren Bohrtisch aufliegen, und da spielt die Verbindung Rohr/Fuss keine Rolle

Gruß
Hans

PS Zusatzfrage: wieso Quälbeton? heißt das bei den Bauleuten so?
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wolfgang
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Re: Kauf und Erfahrung mit einer Säulenbohrmaschine

Beitrag von wolfgang »

Hallo Hans,
Du hast Recht, daß das Bauteil auf dem Tisch liegt, (meist) nicht auf der Bodenplatte und damit die Beweglichkeit der Säule im Fuss nicht die Rolle spielt. Wenn man aber ansonsten auf einer Deckel-Maschine arbeitet ist es schon gewöhnungsbedürftig. Aber, wie ich schon schrieb, dann hätte ich mehr bezahlen müssen. Eine entsprechende Flott bringt so 200-500 kg auf die Waage und zieht so 1500-2000 € aus dem Potemonnaie.

Dein Argument mit der reibschlüssigen Verbindung verstehe ich, allerdings war das Rohr innen nicht glatt sondern sehr rauh und rostig, fast wie Armierungsstahl. deswegen vermute ich, daß sich da nichts reibt und bewegt.

Ich habe bisher noch nicht weiter ausgebaut und getestet, sondern warte wirklich die 4 Wochen ab, die eine weitgehende Härtung erfordert. Die Hauptbelastung wird am unteren Übergang Säule-Fuss stattfinden, denn da wird auf Biegung beansprucht. Die Betonsäule hat da etwa 0,33qdm, da wirken die Kräfte an der Säule wie eine Hebelvorrichtung.

Quälbeton war eine Formulierung von mir, die vom Maurer und Betonbauer gern übernommen wurde. Er nimmt Quell-/Reparaturbeton wirklich nur, um Defekte sicher zu decken. Sein Hauptargument dagegen war die deutlich geringere Festigkeit dieser Betonart.
Ich lasse die Säule geduldig weiterhärten; gottseidank läuft die Deckel ja wieder.

Schönen Sonntag

Wolfgang
vy73

Wolfgang
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wolfgang
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Re: Kauf und Erfahrung mit einer Säulenbohrmaschine

Beitrag von wolfgang »

Nachtrag, Grenzen des machbaren :geek: :geek:

Kleiner Zwischenbericht über die technischen Grenzen dieser Maschine.
Aus altersgründen brauche ich eine Hebehilfe an den Maschinen, insbesondere, um Senkrechtfräsvorrichtung und Horizontalfräsgegenlager auf die Deckel aufzusetzen. beide wiegen ca 40 kg und müssen beim Wechsel so knapp über Schulterhöhe gehoben werden.
Dreh- und Angelpunkt dieser Hebehilfe (Kran hat mir mein Schlosser verboten zu schreiben und zu sagen :mrgreen: :D ) ist eine Buchse aus hochfestem Stahl, AD 50mm, ID 25mm H7, Länge 100mm.
AD und Länge waren auf meiner Weiler schnell gedreht, Die Bohrung ging problemlos bis 22,5mm, denn soweit hatte ich Bohrer mit MK2, da der Reitstock MK2 hat. Mit Verlängerungshülse MK2 auf MK3 konnte ich zwar spannen, aber insgesamt war es zu instabil.

Also auf die Bohrmaschine. Die war allerdings mit dem 1mm Span auf 24,5mm selbst bei geringstem Vorschub überfordert und blieb stehen. Ich habe es dann beim Anhängerbauer meines Vertrauens auf einer grossen Flott gebohrt.
vy73

Wolfgang
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Martin
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Re: Kauf und Erfahrung mit einer Säulenbohrmaschine

Beitrag von Martin »

Ich würde Säulenbohrmaschinen nicht in der Zimmerecke andübeln da es das Bearbeiten langer Dinge behindert
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