Transistormessen, hfe

test eqipment in practical use
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wolfgang
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Transistormessen, hfe

Beitrag von wolfgang »

Hallo zusammen,
Für Vergleichsmessungen für den Röhrenamp wollte ich den 'alten' HexFET wieder in Betrieb nehmen, leider ist er defekt. Für die Reparatur benötige ich Paare von BC550C-BC560C Transistoren, ausgemessen nach hfe.

Natürlich gibt es heute bessere Schaltungslösungen wie Arrays oder Op-Amps, aber ich will die Schaltung nicht gross verändern, keine weitere Grossbaustelle eröffnen sondern lediglich reparieren. Früher hieß es bei ausgzuemessenden Transistoren:"keine Chinesen, sondern nur von Markenfirmen wie Telefunken, Valvo, Fairchild oder so."

Mit dem Ausmessen von Transistorpaaren habe ich keine Erfahrung, damals hatte ich es vermutlich nicht gemacht, sondern selektierte Transistoren gekauft.

Markentransistoren BC550/560 finde ich bei vertrauenswürdigen Markenanbietern (Bürklin, Distrelec, Mouser) wenn überhaupt noch, nur auf Bestellung. Ansonsten bei EBAY, aber da weiß man nicht was es ist.
Ich hatte also bei Reichelt jeweils 300 Stück 550C und 560C gekauft und ausgemessen. Also vermutlich billigste Chinaware.

Ausgemessen hatte ich zunächst in Dekaden des hfe von 500-620, also zunächst auf ca. 2%. Wie im Bild gut sichtbar ergab sich eine Verteilung nach Glockenkurve.
IMGP0001.JPG
IMGP0001.JPG (126.47 KiB) 4607 mal betrachtet
Ich wollte dann weiter unterteilen auf hfe= 1-Intervalle.
Nun ist ja der hfe abhängig von allen Umgebungsparametern bei der Messung, wie Temperatur, Spannung, Strom, Laune des Messenden, Schärfe des Mittagessen und so weiter. Bei Messwiederholungen hatte ich Streuungen von locker 5-10% bei einigen Exemplaren, andere waren auf 2% Wiederholgenau.

Messung mit TC7, Ic ca 2,8 mA.


Daher meine Fragen:
1. Welche Repetitions-Streuung ist normal bei annähernd gleicher Raumtemperatur und einem Gerät wie dem TC7?
2. hfe ist ja nur ein Punkt auf einer Kurve, abhängig u.A. von Ic. Welche Selektionsgenauigkeit ist da sinnvoll?
3. War die Unterteilung 2%, also 10er Intervalle bereits perfekt?
4. Liegt die Streuung möglicherweise an der billigen Schüttware?



Gruß

Wolfgang
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Wolfgang
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ProgBernie
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Re: Transistormessen, hfe

Beitrag von ProgBernie »

wolfgang hat geschrieben: 31 Aug 2021, 14:45 Ich hatte also bei Reichelt jeweils 300 Stück 550C und 560C gekauft und ausgemessen. Also vermutlich billigste Chinaware.
Laut Webseite ist BC550C CDIL, also indisches Schüttgut. Vielleicht lassen sie wiederum in CN fertigen :D BC560C ist ohne Herstellerangabe, DaBla auch CDIL...
wolfgang hat geschrieben: 31 Aug 2021, 14:45 Ausgemessen hatte ich zunächst in Dekaden des hfe von 500-620, also zunächst auf ca. 2%. Wie im Bild gut sichtbar ergab sich eine Verteilung nach Glockenkurve.
Sehr anschaulich. Datenblatt sagt hfe > 420, verwuunderlich daß da nicht noch ein paar im ersten Kästchen sind.

Zum Rest kann ich Dir wenig beitragen. Matched Pairs werden ja auch nur aus Schüttgut ausgemessen. Auf welche Parameter muß man auch dort anschauen.
Gruß Bernd
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wolfgang
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Re: Transistormessen, hfe

Beitrag von wolfgang »

ProgBernie hat geschrieben: 31 Aug 2021, 15:15
Sehr anschaulich. Datenblatt sagt hfe > 420, verwuunderlich daß da nicht noch ein paar im ersten Kästchen sind.

Zum Rest kann ich Dir wenig beitragen. Matched Pairs werden ja auch nur aus Schüttgut ausgemessen. Auf welche Parameter muß man auch dort anschauen.
Das ist eben Qualität :lol: :lol: :lol:

Zu "guter alter Zeit" wurden gute matched pairs aus Transistoren von gleichen Wafern/Poduktionslots ausgemessen, um Parameterschwankunken durch den Produktionsvorgang zu minimieren. In wieweit das heute noch eine Rolle spielt bzw wie gleichmäßig die Produktion heute läuft weiß ich natürlich nicht.
vy73

Wolfgang
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Obelix2007
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Re: Transistormessen, hfe

Beitrag von Obelix2007 »

wolfgang hat geschrieben: 31 Aug 2021, 14:45 ... Messung mit TC7, Ic ca 2,8 mA.
ttester.part1.rar
(2 MiB) 174-mal heruntergeladen
ttester.part2.rar
(1.13 MiB) 184-mal heruntergeladen

Hallo Wolfgang,

die Software der Transistor-Tester misst, verkürzt dargestellt, die Stromverstärkung sowohl in Kollektor-Schaltung, wie auch in Emitter-Schaltung. Der höhere Stromverstärkungsfaktor wird als der richtige angenommen.

In der Dokumentation zu diesem Projekt (Software-Version 1.13k) beschreibt Karl-Heinz Kübbeler in den Unter-Kapiteln 5.1.1 und 5.1.2 diese Messfunktion.

Im Anhang diese Doku, gesplittet in zwei RAR-Dateien, da das Forum pro Datei max. 2.4 MB zulässt.

Gruß Horst
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ProgBernie
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Re: Transistormessen, hfe

Beitrag von ProgBernie »

wolfgang hat geschrieben: 31 Aug 2021, 16:17 Das ist eben Qualität :lol: :lol: :lol:

Zu "guter alter Zeit" wurden gute matched pairs aus Transistoren von gleichen Wafern/Poduktionslots ausgemessen, um Parameterschwankunken durch den Produktionsvorgang zu minimieren. In wieweit das heute noch eine Rolle spielt bzw wie gleichmäßig die Produktion heute läuft weiß ich natürlich nicht.
Zu "guter alter Zeit" waren die Streuungen zwischen den Produktion sicherlich höher als heute. Bei Reichelt wird halt insbesondere die Schüttgutware einfach nachgefüllt. Und man bekommt was gerade vorne greifbar ist. Besser ist wohl gegurtete Ware zu bestellen, da sollte normalerweise fortlaufend aus der Produktion drauf sein.

Bei eBay finden sich da noch Teile, z.B. 311982782128 und 113816929778 von TSC und onsemi. Evtl. auch mal bei kessler-electronic anfragen, die verkaufen beide Typen auch, ob die auch gegurtete Ware haben.
Gruß Bernd
chronos42
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Re: Transistormessen, hfe

Beitrag von chronos42 »

Hallo Wolfgang,
in so einem Fall kann man auch mal bei Pollin vorbeischauen, die verkaufen meist Industrierestposten, das ist oft kein Schrott und mitunter besser als das, was einige bekannte Händler so anbieten. Fairerweise muss ich aber auch sagen dass ich mit Herstellern wie CDIL und INCHANGE keine schlechten Erfahrungen gemacht habe, auch wenn diese Hersteller bei vielen umstritten sind. NOS Ware ziehe ich zwar auch vor, aber manchmal geht es einfach nicht anders.

Ansonsten sollte man zum richtigen Matchen in jedem Fall einen Curvetrace benutzen, mit statischen Messungen bekommt man keinen wirklich guten Vergleich hin, da die Kurven auch innerhalb des gesamten Aussteuerbereiches auseinanderlaufen können, selbst wenn sie an einem Punkt dicht beeinander liegen. Mit ein paar statisch aufgenommenen Punkten kann man so etwas übersehen. Für Kleinsignaltransistoren ist da durchaus noch der Peak Atlas DCA75 geeignet, den kann ich wirklich empfehlen, Kurven kann man mit der zugehörenden PC Software aufnehmen, wenn er mittels USB verbunden ist. Leider nicht ganz billig, aber sein Geld wert.
Ansosten halt ein "echter" Curvetracer oder eine Selbstbaulösung, wie sie auch hier schon vorgestellt wurde von Messtechniker.
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wolfgang
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Re: Transistormessen, hfe

Beitrag von wolfgang »

Danke für Eure Antworten,
@ Horst, Deine RAR Links habe ich heruntergeladen, beim Öffnen macht er einen 'Fatal Error". Da muss ich mich mit dem RAR Format auf Linux auseinandersetzen. Das Format hatte ich vorher nicht.

@Bernd,
Mit dem Schüttgut kann das natürlich passieren, daß vorn nachgeworfen und abgenommen wird. Dann würde sich aber die Glockenkurve der Verteilung abflachen bis hin zur Gleichverteilung. Sowohl beim 550 als auch beim 560 habe ich eine gute Verteilung, leider liegt das Maximum ca. 40-50 auseinander :x :x , sodaß ich die erforderlichen 6 Transistoren beim NPN von der fallenden Seite der Kurve, beim PNP von der steigenden Seite nehmen muß. Aber es hat gut geklappt. Neukauf von gegurteter Ware ist eine Alternative, wenn der Amp am Ende nicht läuft. Dann würde ich auch noch präziser messen.

@chronos42
Du hast natürlich recht, daß war ja auch ein Teil meiner Frage. Andererseits gab Elektor an, bei ca 1 mA zu selektieren, was wohl den Betriebsbedingungen entspricht.
Die Schaltung ist von 1989, da hatten die wenigsten Bastler zugriff auf ein präziseres Gerät, sodaß ich vermute, daß eine annähernde Ähnlichkeit bei 1 mA reicht. Sollte das nicht reichen, muß ich in den sauren Apfel beissen und richtig paaren, oder gepaarte Ware bei guten Anbietern suchen und kaufen.

Schönen Sonntag
vy73

Wolfgang
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Obelix2007
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Re: Transistormessen, hfe

Beitrag von Obelix2007 »

wolfgang hat geschrieben: 04 Sep 2021, 19:15 ... Format hatte ich vorher nicht.
ttester.zip.001.zip
(2 MiB) 181-mal heruntergeladen
ttester.zip.002.zip
(1.16 MiB) 168-mal heruntergeladen

Hallo Wolfgang,

der weit verbreitete "ZIP-Packer" erzeugt im Splitt-Modus Dateien mit der Endung *.zip.001 , .zip.002 und so weiter. Diese Dateiendung läd aber die Foren-Software nicht, weshalb ich den "RAR-Packer" benutzte. Jetzt füge ich die "gezippten" an, denen ich zusätzlich ".zip" angehangen habe, was vorm Entpacken allerdings von Dir vorher entfernt werden muß.

Hier auch noch der Link zur Transistor-Tester-Software:

https://github.com/kubi48/TransistorTester-source


Gruß Horst
asb
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Re: Transistormessen, hfe

Beitrag von asb »

Aus meiner Sicht ist es sinnlos, eine höhere "Genauigkeit" anzustreben als oben genannt.

Die Abweichungen des Testers selbst und vor allem die Temperaturunterschiede verbieten
das (Probe : den Prüfling etwas länger anfassen und sehen, wie sich das Ergebnis ändert).

Für Heimzwecke sehe ich die billigen China-Tester als geeignete Alternative an, Suchwort
beim Auktionshaus "LCR Transistor Tester", die kosten nur etwa 10 Euro, zeigen neben hfe
auch die zugehörige Basis-Emitter-Spannung an und erzeugen zu dem Zweck ein dynamisches
Testsignal, das nur ein paar Sekunden anhält; die Ergebnisse sind recht gut reproduzierbar.

Was ich nicht verstanden habe, wozu braucht man so viele BC 5x0, wenn nicht für eine
Serienproduktion ?
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Messtechniker
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Re: Transistormessen, hfe

Beitrag von Messtechniker »

Also mal die Meßkeule auspacken :mrgreen:
Nur mal so als groben Anhaltspunkt.
BC550C 2 Temperaturen - Ausgangskennlinienfeld.png
BC550C 2 Temperaturen - Ausgangskennlinienfeld.png (32.14 KiB) 4465 mal betrachtet
Dateianhänge
BC550C 2 Temperaturen - Eingangskennlinienfeld.png
BC550C 2 Temperaturen - Eingangskennlinienfeld.png (31.13 KiB) 4465 mal betrachtet
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