Alte Oszilloskope von professionellen Verkäufern....

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Martin
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Re: Alte Oszilloskope von professionellen Verkäufern....

Beitrag von Martin »

ist bei mir ähnlich, ich hab auch kaum noch Platz, soda0 es zu Austauschaktionen kommt.
In letzter Zeit auffällig ist der Rudelbetrieb von Tisch-Multimetern..
Oscillar1
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Re: Alte Oszilloskope von professionellen Verkäufern....

Beitrag von Oscillar1 »

Hallo chronos42,

was meint Ihr mit TEA Gruppe? Ist das auf YT oder ein anderes Forum?
Ja vielen Dank für den Hinweis zu Siglent. Und wenn jemand noch wie Du und alle Anderen praktisch Handling und Performanceergebnisse der Geräte beschreibt ist das sehr wertvoll!
Ich kaufe mir bestimmt noch so ein modernes Gerät. Nur momentan brauche ich es nicht. In einem Forum wie diesem sind natürlich unterschiedlichste Richtungen versammelt. Aber schon in der Hauptrichtung Messgeräte bezogen. Das ist das Besondere hier was ich mag. Gerne stelle ich mein 485 hier auch noch vor.

Das Oszilloskop an vorderster High-End Front (ich kenne jetzt nur spontan das von Keysight), ist das UXR 110GHz BW. Hier eine hörenswerte Arbeitsweisebeschreibung, die man früher nur in dem hpJournal finden konnte. Das UXR kostet aber über 800kUS$. Bis das dann mall 800€ kostet, wer weiß wie lange das dauert. :D

https://www.youtube.com/watch?v=DXYje2B04xE

Das schöne ist ja an den alten Geräten das sie doch lange mit wenig Aufwand immer weiter funktionieren. Das Tektronix 485 in meinem Bild ist von 1978. Und es funktioniert mit leichten Reparaturen wunderbar bis heute!
Und das so altes Gerät Dank der unverwüstlichen Bauweise der Konstrukteure damals möglich war, kommen Hobbyisten in den Genuß sich auch mal sowas kaufen zu können. Zu der Zeit des an die 20.000DM teuren 485 gab es 20MHz Hameg 512 Hochkant. Das Breitformat Hameg 204-2 kostete 1399.- DM um 1984 rum.

Wenn ich dann heute mit Entsetzen Matts Reparatursituationen immer lese - " Tektronix TDS xxxx Scope hat ausgelaufene SMD-Elkos die die feinen Leiterbahnen wegätzen". "Eproms nach 20 Jahren ihre Speicherwerte verlieren und kippen anfangen". Softwareprobleme auftreten. Irgendwo Bits verlorengehen und die Kiste spinnt, da muss ich dann passen. D.h. es verlagert sich von dem überall abgreifbaren auf dem Bord verarbeiteten analogen Signal hin zu immer mehr per Software defined Oszilloskop. D.h. ich muss noch Softwareexperte sein.
Da macht es dann mir aber keinen Spass mehr. Gut, ich bin halt weniger PC Generation, aber das liegt dann an mir. Aber nochmal zu SMD:
Ich sehe das auch dann nicht mehr so mit den Augen wie mit 25 oder 30 Jahren, obwohl ich eine schöne Luxo-Leuchte mit 3 Dioptrien-Lupe habe.
SMD löten ist ansich kein Problem, da hast recht. Aber es fängt schon an wenn das Mehrfüssler-IC sind. Man kann sich noch helfen wenn ein Kollege mit einer weiteren Weller Heissluftkolbenstation die anderen Pinreihe anbläst und der Chip/IC sich dann ohne mechanischen Stress für die Lötpads vom Board sich ablupfen lässt. Aber was ist mit einem BGA IC mit 1500 Lötballs?
Ohne IR-Löt-Station mit optischer Positioniereinrichtung und Zoom-Camera geht da nichts mehr.

Übrigens, was ich ganz scheußlich bei den modernen Geräten finde - diese grässlichen lauten Lüfter! Ich habe kürzlich ein 1992er Tektronix 100MHz 2247A wegen rumpelndem Lüfter zerlegt, neuen Lüfter eingebaut. Das rumpeln ist weg, aber die störenden Lüftergeräusch sind logisch noch da. Und sie stören mich jetzt im vgl. zum 485. Diesen Lüfter jetzt leiser zum machen muss ich wieder die Kiste zerlegen. Verschieb ich auf später.

Gruss
Debo
chronos42
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Re: Alte Oszilloskope von professionellen Verkäufern....

Beitrag von chronos42 »

Hallo Oscillar1,

Ja, das UXR 110GHz kenne ich, wäre genau das Richtige für das Homelab, liegt aber etwas außerhalb meines Budgets... :D

Mit TEA ist die entsprechende Gruppe in eevblog.com gemeint, das ist das von dem Australier Dave Jones gegründete gleichnamige Forum. eevblog ist vermutlich das größte Elektronikerforum weltweit. In TEA treffen sich hauptsächlich Messgerätesammler aus aller Welt und tauschen sich aus, es ist scherzhaft als Therapieforum für Messgerätesammler gedacht, dort treffen sich aber sehr kompetente Leute. Allerdings sieht man bei einigen schon, dass ihnen das Sammeln aus der Kontrolle entglitten ist. Das wird dort witzig und verharmlosend kommentiert, ich sehe das mittlerweile etwas weniger lustig.

Und zur Reparatur alter Digitalscopes. Wie Matt habe ich mittlerweile viele dieser Geräte repariert, hauptsächlich TDS 5XX und 6XX Teks, auch mal ein LeCroy und ein hp oder mal einen 2710 Spectrumanalyzer. Eine ganz kleine Auswahl davon findet man noch auf amplifier.cd als Reparaturberichte.
Mit den entsprechenden Serviceunterlagen und ausreichenden Kenntnissen in Analog und Digitaltechnik geht das ganz gut, Programmierkenntnisse sind da eher weniger notwendig. Wenn der CPU Teil nicht läuft liegt das bei diesen Geräten nicht an der Firmware sondern es ist ein Hardwaredefekt.
Ich kann aber schon verstehen dass viele vor einem riesigen Bord, voll mit digitalen ICs aller Art, großen Respekt haben und abgeschreckt sind. Mit einem beruflichen Hintergrund in analoger und digitaler Schaltungstechnik hat man davor zwar immer noch Respekt, aber keine Angst. Diese Geräte sind reparierbar, zumal es dafür auch (noch) einen großen Ersatzteilmarkt gibt. Aber ja, die Vorgehensweise bei solchen Reparaturen ist anders als bei einem Analogscope. Diese Geräte sind haupsächlich deswegen so beliebt in der Szene, weil man sie noch reparieren kann. Spätere Generationen bestehen nur noch aus Custom ICs, oft noch im BGA Gehäuse, da kann man nichts mehr selbst reparieren.
Das mit den auslaufenden SMD Elkos ist ein weltweites Standardproblem. Praktisch alle SMD Elkos aller Hersteller aus der Anfangszeit dieser Bauteile sind heute defekt. Das betrifft auch Consumergeräte und professionelle Audio und Videotechnik. In den kompakten Audio und Videorecordern der 90er Jahre waren aus Platzgründen Unmengen dieser Elkos verbaut, diese Geräte wurden alle zerstört aus genau diesem Grund. Die Geräte sind längst verschrottet, aber so ein 500MHz DSO versucht man natürlich zu erhalten, deswegen wurde das Problem mittlerweile einem größeren Puplikum bekannt. Das erste mal habe ich das Problem vor ca. 15 Jahren bei einem Consumer DAT Recorder gesehen, da ahnte ich noch gar nicht wie sehr mich dieses Thema noch Jahre später beschäftigen wird.
Aber auch diese Schäden sind meist reparierbar.

Und ja, Eproms und NV-RAMs verlieren im Alter ihr Gedächtnis, warum soll es denen besser gehen als uns :D
So etwas habe ich auch schon öfter gehabt. Genau deswegen gibt es aber Seiten wie ko4bb.com mit einer riesigen Sammlung an EPROM und NV-RAM Images um solche Geräte zu retten. Und grundsätzlich mache ich immer bei allen meiner Geräte Backups ihrer Speicherchips bevor ich sie überhaupt das erste mal einschalte und lade sie auch für andere bei ko4bb.com hoch.

Und nochmal ja, für ernsthafte SMD Arbeiten benötigt man dazu zumindest eine Grundausrüstung, das ist einfach so. Zumindest eine gute Heißluft Reworkstation und spezielles Flux sowie Fluxentferner gehört zur minimalen Grundausstattung, ein digitales Mikroskop ebenso, zudem ein sehr guter Lötkolben mit passenden Spitzen. Auch den Umgang mit Lötpasten sollte man üben, damit bekommt man professionelle Ergenisse hin, auch zuhause ohne Reflowstation.
Bei BGAs ist bei mir allerdings auch Schluss, da muss ich passen, die Ausrüstung dazu habe ich nicht. Als letzte Möglichkeit kann ich da aber bei einem mir beruflich bekannten professionellen Leiterplattenbestücker Unterstützung bekommen. Gut wenn über solche geschäftlichen Kontakte kollegial freundschaftliche Beziehungen entstehen....

Und ein letztes mal ja, mit Lüftergeräuschen muss man heute leider leben, auch bei den neuesten Geräten, hochintegrierte Schaltungen auf kleinstem Raum lassen da keine andere Wahl.
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