Agilent E4432B Signal Generator - Attenuator putt...

Vorstellung, Diskussion, Restauration
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dh7dn
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Agilent E4432B Signal Generator - Attenuator putt...

Beitrag von dh7dn »

Hallöchen,

Ich will demnächst einen Reparaturversuch starten. Es handelt sich um einen teildefekten Signalgenerator vom Typ Agilent E4432B, ESG-D Series (250 kHz bis 3.0 GHz).

Die Symptome sind wie folgt: Gerät bootet normal, Selbstdiagnose ist auf "PASS". Beim Ansteuern des RF-Signals hört man das dumpfe Klicken von mechanischen Relais, sobald man die Amplitude variiert. Das sinusförmige Ausgangssignal am Oszilloskop ist nur bei bestimmten Pegeln sichtbar, z. B.

-60 dBm: kein Ausgangssignal/nicht detektierbar
-55 dBm: Signal OK
-50 dBm: OK
-45 dBm: kein Signal
-40 dBm: kein Signal
-35 dBm: OK
-30 dBm: OK
-25 dBm: kein Signal
-20 dBm: kein Signal
-15 dBm: OK
-10 dBm: OK
-5 dBm: kein Signal
0 dBm: kein Signal

Nun bin ich auf das YouTube Video von Shahriar (TheSignalPath) gestoßen, wo er ein ähnliches Gerät repariert:
https://www.youtube.com/watch?v=uV3O3tpjmS8

Ich vermute, dass die O-Ringe im Attenuator (Part No. 33322-60014) nach knapp 70000 Schaltzyklen defekt sind und der Kontakt beim Andrücken der Relais nicht mehr funktioniert. Ich habe neue O-Ringe in der Bucht bestellt - diese werden wohl von Uhrmachern für ihre Feinmechanik verwendet ;-)
Die benötigte Ringgröße hat einen Außendurchmesser von 2 mm (Innendurchmesser 1 mm, Dicke/Querschnitt 0,5 mm)

Hat jemand Erfahrung mit der Reparatur solcher Dämpfungsglieder? Also worauf sollte man beim Auseinanderbauen achten (ESD? Staub? Empfindliche Kontaktierungen? Mechanische Ausrichtung?). Wie ist es mit den ganzen Rigid-HF-Leitungen? Müssen diese mit einem definierten Drehmoment angezogen werden?

Vy 73,
Denis
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Oscillar1
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Re: Agilent E4432B Signal Generator - Attenuator putt...

Beitrag von Oscillar1 »

Hallo,

ja für SMA braucht man einen 5/16 Zoll Drehmomentschlüssel. Die sind nicht einstellbar, sondern knicken bei erreichen des Moments einfach um.
Bemühe die Tante G mal mit suche "SMA Drehmomentschlüssel Agilent", oder mit Keysight, oder Huber-Suhner ;)

Gruss
Debo
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Matt
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Re: Agilent E4432B Signal Generator - Attenuator putt...

Beitrag von Matt »

Solchere Drehmomentschlüssel für SMA habe ich von Telegärtner. Ist schon nicht zu bezahlen und habe das aus Uni-Schrott vor 3 Jahre gezogen.

Am besten möglichst wenig von HF Teil zu zerlegen.
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dh7dn
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Re: Agilent E4432B Signal Generator - Attenuator putt...

Beitrag von dh7dn »

Danke euch für die Tipps, ich werde eine Reparatur am Wochenende wagen und ein paar Bilder vom Erfolg oder Misserfolg posten.

Ich habe vorsorglich einen Drehmomentschlüssel organisiert :mrgreen:
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SMA-Drehmomentschlüssel
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Martin
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Re: Agilent E4432B Signal Generator - Attenuator putt...

Beitrag von Martin »

Ist das ein 8er eingestellt auf 100N?
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dh7dn
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Re: Agilent E4432B Signal Generator - Attenuator putt...

Beitrag von dh7dn »

Jepp, müsste so einer sein: 8 mm Schlüsselweite, Drehmoment 100 N*cm bzw. 1 N*m (knickt)

https://www.mouser.de/datasheet/2/829/H ... 217803.pdf
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ProgBernie
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Re: Agilent E4432B Signal Generator - Attenuator putt...

Beitrag von ProgBernie »

Viel Erfolg und berichte bitte. Marc Michalzik hat auch bereits Erfahrungen in der Reparatur von Step-Attenuators, allerdings von R&S:

http://www.bymm.de/documents/12/Eichleitung_V1_4.pdf

Kaufen kann man so einen Abschwächer ja notfalls immer noch
Gruß Bernd
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dh7dn
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Re: Agilent E4432B Signal Generator - Attenuator putt...

Beitrag von dh7dn »

OK, es hat eine Weile gedauert aber ich wollte die Sache jetzt endlich abschließen. Hab heute einen Reparaturversuch gestartet, der in der Tat erfolgreich war! Los gehts :mrgreen:


Innenleben des Agilent E4432B
01_Agilent_E4432B.jpg
01_Agilent_E4432B.jpg (135.69 KiB) 1854 mal betrachtet
Glücklicherweise gab es im Service Manual eine brauchbare Anleitung, wie man den Attenuator ausbaut. Im Prinzip muss man zwei Flachbandkabel herausziehen, rigid SMA abschrauben und zwei kleine Schrauben oben in den Ecken links und rechts aufschrauben, dann lässt sich das ganze Modul herausnehmen. Dann sinds nur noch 6 Schrauben bis man den Attenuator befreit hat
02_Agilent_E4432B_Mech_Attenuator.jpg
02_Agilent_E4432B_Mech_Attenuator.jpg (119.71 KiB) 1854 mal betrachtet

Hier die Teilenummer des Attenuators. Ich bin davon ausgegangen, dass ich Part No. 33322-60014 hatte aber es war letztendlich das Modell 33322-60020. Wie dem auch sei, hier hört die Anleitung auf und bittet den Einbrecher freundlich, das defekte Teil auszutauschen und alles wieder Zusammenzubauen :twisted:
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03_Agilent_3322-60020.jpg (74.67 KiB) 1854 mal betrachtet


Sobald man die Seiten des mech. Attenuators öffnet kommen die ersten Brösel der O-Ringe entgegen...
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04_Zerbroeselter_O-Ring.jpg (26.38 KiB) 1854 mal betrachtet


Hier ein Bild von der Elektronik innerhalb des Attenuators (Treiber für die Relais). Ich wollte den Attenuator vorerst nicht weiter zerlegen und mir alles genauer anschauen
05_Attenuator_geoeffnet.jpg
05_Attenuator_geoeffnet.jpg (119.68 KiB) 1854 mal betrachtet

Auf diesem Foto sieht man einen noch funktionstüchtigen "Kolben". Die O-Ringe hier sind noch intakt aber man sieht, dass sie bereits stark versprödet sind und vermutlich in Zukunft den Geist aufgeben werden. Ich habe es dennoch vorerst nicht angefasst
06_Nahaufnahme_O-Ringe.jpg
06_Nahaufnahme_O-Ringe.jpg (100.38 KiB) 1854 mal betrachtet


Auf diesem Foto ist das Problemkind sichtbar. An diesem Kolben fehlten an beiden Seiten (links und rechts) O-Ringe. Das wird wohl die 5-dB-Stufe sein, die relativ häufig geschaltet wird. Hier hatte ich etwas Glück, d. h. ich konnte die defekten O-Ringe entfernen und neue aufsetzen. An den O-Ring an der Unterseite des Metallteils kommt man nicht ohne Weiteres heran - hier muss man den Attenuator komplett auseinander bauen.
07_Nahaufnahme_Fehlender_O-Ring.jpg
07_Nahaufnahme_Fehlender_O-Ring.jpg (109.02 KiB) 1854 mal betrachtet

Das Einfummeln von 2 O-Ringen hat mich etwa 2 Stunden Zeit gekostet. Ich musste mit feinen Pinzetten arbeiten und immer wieder probieren, den O-Ring über den Plastikzylinder überzustülpen. Letztlich hat es geklappt, war aber viel Geduld erforderlich
08_Neuer_O-Ring_eingesetzt.jpg
08_Neuer_O-Ring_eingesetzt.jpg (121.67 KiB) 1854 mal betrachtet

Zu meiner Überraschung hat die Reparatur auf Anhieb geklappt. Alle Dämpfungsstufen funktionieren einwandfrei. Mit dem Oszilloskop konnte ich Amplituden im Bereich von 0 dBm bis ca. -55 dBm testen - bisher ohne Probleme. Laut Manual soll man nach so einer Reparatur den Gain überprüfen, das würde ich mit einem RF Power Meter machen, sobald er kalibriert worden ist :mrgreen:

So, das wars auch schon... ich werde irgendwann in Zukunft den mech. Attenuator komplett öffnen und alle O-Ringe tauschen.
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michalzi
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Re: Agilent E4432B Signal Generator - Attenuator putt...

Beitrag von michalzi »

Sehr schöne Arbeit. Gibt es eine Möglichkeit, die S-Parameter zu wobbeln nach der Reparatur? Also die der einzelnen Eichleitung...

Hier übrigens noch was neueres zu Eichleitungungen:, eine Wiltron 40GHz:
http://www.bymm.de/documents/50/RS_FSEK_V1_5.pdf


Grüße
mm
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ProgBernie
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Re: Agilent E4432B Signal Generator - Attenuator putt...

Beitrag von ProgBernie »

dh7dn hat geschrieben: 23 Aug 2022, 02:52 Sobald man die Seiten des mech. Attenuators öffnet kommen die ersten Brösel der O-Ringe entgegen...
[...]
Zu meiner Überraschung hat die Reparatur auf Anhieb geklappt. Alle Dämpfungsstufen funktionieren einwandfrei. Mit dem Oszilloskop konnte ich Amplituden im Bereich von 0 dBm bis ca. -55 dBm testen - bisher ohne Probleme. Laut Manual soll man nach so einer Reparatur den Gain überprüfen, das würde ich mit einem RF Power Meter machen, sobald er kalibriert worden ist :mrgreen:
Glückwunsch zur geglückten Reparatur! Bröselige Reste können ja auch irgendwo im Attenuator herumgeistern und sich auf die Kontakte legen, das ist fies.
Gruß Bernd
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