Amperemeter

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ProgBernie
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Re: Amperemeter

Beitrag von ProgBernie »

Oscillar1 hat geschrieben: 27 Nov 2020, 20:00 Strom messen? Da hat man schon die Nase gerümpft: "Da muss ich ja den Stromkreis auftrennen und mein Analogie einschleifen".
Heute hat jedes Grabbeltisch/Schüttgut Handmultimeter vom Baumarkt DC Messbereiche.
Aber nicht ohne auftrennen und wenn, dann nicht mit der Empfindlichkeit. Die üblichen DC-Strommesszangen in Multimeterform tun sich schwer, kleine DC-Ströme zu messen. Ich hab so ein Teil für den kräftigeren Bereich.
Gruß Bernd
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ProgBernie
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Re: Amperemeter

Beitrag von ProgBernie »

chronos42 hat geschrieben: 27 Nov 2020, 23:25 eine von den Daten (mA..10A) vergleichbare heutige Stromzange in guter Qualität ist das Benning CM11. Besitze ich selbst und bin sehr zufrieden damit, die ist allerdings recht teuer. (Die billige Alternative von UNI-T kenne ich, die ist für meinen Geschmack mit einigen Mängeln behaftet, allerdings unschlagbar billig.)
Das -hp- hat allerdings 1mA Endausschlag mit einer Skalenteilung von 0,02mA, das Benning hat 0,1mA max. Auflösung.
Gruß Bernd
chronos42
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Re: Amperemeter

Beitrag von chronos42 »

Hallo Bernd,

da hast Du recht, im unteren Bereich ist das hp besser. Ich wollte nur zeigen was heute an DC Clampmetern als Alternative zur Verfügung steht, da kommt das Benning C 11 m.E. in die Auswahl.

Ansonsten gibt es als Alternative nur eine DC-fähigen Oszilloskop Stromzange.
Auch von der Bauform sind die Geräte nicht vergleichbar. Das hp ist so gestaltet, dass man mit seinem kompakten Messkopf an Leitungen von frei verdrahteter Elektronik messen kann. Das war eher für frei verdrahtete Röhrenschaltungen konzipiert, zum Messen von Anodenströmen z.B., mit den empfindlichen Messbereichen konnte man wahrscheinlich auch noch Gitterableitströme erfassen. Solche Anwendungen sind seit Jahrzehnten aber eher exotisch, deswegen braucht auch kaum noch jemand so ein Gerät.
Es wird immer wieder argumentiert dass ein Stromzangenmessgerät viel besser ist als ein gewöhnliches Amperemeter, da man den Stromkreis nicht auftrennen muss zum Messen. Was dabei übersehen wird ist die Tatsache, dass dies nur für frei verdrahtete Aufbauten gilt. Bei einer Leiterplatte nützt einem so ein Gerät genau gar nichts, man kann nur die Gesamtstromaufnahme einer Baugruppe messen an der Zuführungsleitung. Dasselbe gilt auch für AC/DC Stromzangen für Scopes, auch da muss man normalerweise eine Messschleife herausführen, weil man sonst nicht rankommt, also muss man doch wieder auftrennen. Der Vorteil ist nur der fehlende Spannungsabfall am innenwiderstand des Strommessers. Stromzangen sind also in der Praxis oft gar nicht so nützlich wie viele denken, es hat seinen Grund warum sie hauptsächlich in der Elektrotechnik eingesetzt werden, aber nicht im Elektronikbereich.
Für Leiterplatten gibt es andere Lösungen, das sind Sensoren welche direkt über der Leiterbahn platziert werden können, die sind aber sehr teuer und ebenfalls recht exotisch.
Das Benning nehme ich gerne zur Strommesung von Akku oder Batteriebetriebenen Geräten, da kommt man oft auch an die Leitungen ran. Auch zum Messen von Standbyströmen im KFZ Bereich ist es ideal, man kann sehr einfach feststellen ob alle Steuergeräte im Ruhemodus sind oder ob irgend eines die Batterie entläd.
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ProgBernie
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Re: Amperemeter

Beitrag von ProgBernie »

Hallo,

sicher, beide Geräte haben ihre Berechtigung. Auch früher wurden die Ströme oft indirekt gemessen, wie heute auch, da insbesondere Werkstätten in der Regel gar nicht solche Instrumente besassen. Z.B. Anodenstrom als Spannungsabfall über den Kathodenwiderstand. Oder die Spannung an der Anode vs. der Spannung der Versorgung gemäß Spannungsabfall am Anodenwiderstand. Dito mit Transistorschaltungen. Das war oft in den Schaltplänen angegeben.
Ich sehe das eigentlich als ideales Instrument um an Versuchsaufbauten zu messen. Das sind oft Drahtigel.
Fürs grobe habe ich eine DC-fähige billige Stromzange von Mastech, die habe ich immer für den Modellbau verwendet. Schnell mal einen anderen Prop drauf und Stromaufnahme und Standschub messen.
Gruß Bernd
Oscillar1
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Re: Amperemeter

Beitrag von Oscillar1 »

Hallo Zusammen,

die Stromzangen mit "kleinem" nennt man im elektrotechnischen Bereich der Energietechnik auch Leckstromzangen. Hier habe ich mal meine aus dem Betrieb: Gossen-Metrawatt oder heute Gossen-Metrawatt-Camille_Bauer, kurz GMC und eine Zange die "Metraclip 62 Leckstromzange". Der Eisenkern ist sogar abgeschirmt gegen Fremdfelder. Diese ist schon etwas älter weil noch ohne CamilleBauer ;)
Mit den Leckstromzangen untersucht der Installateur oder Betriebselektriker Ableitströme in Schutzleitersystemen, Erdungsverbindungen von leitenden Konstruktionsbauteilen (Funktionserdungen) usw.
Diese Zangen sind nicht billig. Vorallem nicht wenn AC in TRMS. Beispiel hier Gleichstrommessung an Mikroglühlampe 5V, 60mA.
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Metraclip 62 Bezeichnung.jpg
Metraclip 62 Bezeichnung.jpg (162.92 KiB) 5322 mal betrachtet
Stromzange Metraclip 62 GMC an 5V60mA Glühlampe wellenkino.jpg
Stromzange Metraclip 62 GMC an 5V60mA Glühlampe wellenkino.jpg (355.39 KiB) 5322 mal betrachtet
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Kurz will ich noch zeigen was für schöne erstklassige analoge Multimeter für die Messung kleiner Ströme es doch gab. Das berühmte Unigor 6e, 6eP: "P" ist mit dB Bereichen für die deutsche Bundespost.
Dieses beste jemals gebaute Analogie elektronische Unigor 6e von Goerz Electro aus Österreich ist heute ziemlich vergessen. Unvergessen immer die Einschaltprozedur. Erst wenn es anschwingt durch wilden Zeigerausschlag, ist es betriebsbereit. Aber beachtlich noch heute der kleinste Strommeßbereich: 1µA Vollausschlag! Entsprechend die Auflösung 10nA. Das gab es doch nie wieder?
Natürlich hat Metrawatt aus Nürnberg (hier noch ohne Gossen/Erlangen) diese Firma irgendwann aufgekauft.
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Unigor 6e, Unigor 6eP.jpg
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Gruss
Debo
chronos42
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Re: Amperemeter

Beitrag von chronos42 »

Hi,
Die Goertz Geräte erinnern mich an meine Berufsschulzeit.
Damit wurden bei den Laborübungen dann irgenwelche Kennlinien aufgenommen, immer begleitet vom Klack der elektromechanischen Überlastsicherung dieser Geräte... :D
Oscillar1
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Re: Amperemeter

Beitrag von Oscillar1 »

Hi,

jaaaa, aber war bestimmt der Typ A43. Das kenne ich auch noch aus dieser Zeit. Hat auch nur 30µA Strommeßbereich. Dieses war glaub mit ca. 800DM rum preiswerter als das Feinmessgerät 6e.
Man kann doch pupertierende Berufsschüler, die damals nur Wochenend-Disse, neue Schlappen auf dem E30, Saufen und Weiber im Kopf hatten nicht mit dem edlen 6e alleine lassen. :o Das war "Perlen vor die Säue" :D
Der 6e kostete glaub so bis 1200DM (ohne Mwst.)und war bis 1992 noch im Programm.
Der Posttyp hatte noch eine Buchse mehr und war 1996 von der Telekom ausgesondert und dann veräußert worden. Die Post hat immer alles mit ihrem roten Posthorn markieren müssen - man sieht es noch durch..... :roll:
Interessant ist noch der ältere 4s mit dem 5000V Messbereich.
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Unigor A43, A43P wellenkino.jpg
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A43P Telecom Aussonderungsetikett 1996 wellenkino.jpg
A43P Telecom Aussonderungsetikett 1996 wellenkino.jpg (247.39 KiB) 5292 mal betrachtet
Gruss
DeBo
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Messtechniker
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Re: Amperemeter

Beitrag von Messtechniker »

Das erinnert mich doch noch an was:
Mein Ohm-defektes METRAVO E-LH. (Nr.2) - mit kleinen Kampfspuren.

Schaltplan hab' ich wenigstens.
Weiß nicht mehr genau was defekt ist.
Und Nein es sind nicht die Sicherung und
auch nicht die Schaltkontakte.

Gab's auch mit EIN/AUS Schalter in der rechten Buchse.
Mein METRAVO E-LH Nr. 1 hat's.

Muß mal schauen. Grummel.

Gibt viel zu tun - lassen wir's liegen.

Nachtrag: Wir wurden immer gedrillt die Meßinstrumente
auf 300 V AC oder mehr zu stellen. Da einige Dösbaddel - mich einschließlich -
immer als erstes Meßinstrumente an 230 V anschließen. OMG.
Hat - wie man sieht - nicht gefruchtet. Ist ja auch nur 47 Jahre später.... :mrgreen:
Dateianhänge
BBC Metrwatt METRAVO E-LH.jpg
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chronos42
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Re: Amperemeter

Beitrag von chronos42 »

Hallo Messtechniker,
das wurde uns auch immer vorgegeben: Ein Messgerät wird immer auf den höchsten Spannungsbereich geschaltet, bevor es zurüchgegeben oder nicht mehr benutzt wird.
Das gab richtig Ärger im Ausbildungsbetrieb und in der Berufsschule, wenn man das vergessen hatte und das Gerät in anderem Zustand in den Messgeräteschrank gelegt hat.

Das mache ich auch heute noch so wie es mir vor nun auch 45 Jahren beigebracht wurde.
Ist natürlich mittlerweile bei den ganzen Multimetern mit Messbereichautomaik und zahlreichen Schutzmaßnahmen weitgehend obsolet, bessere Digitalmultimeter sind heute Idiotensicher, aber es gibt immer noch ein paar wenige Geräte bei mir, wo das sinnvoll ist.

Und dennoch passieren auch mir mitunter dumme Fehler, trotz aller Vorsicht. Heute kostet das eine 10..20 Euro teure Messgerätesicherung, (ganz) früher das Taschengeld vieler Monate, wenn man das komplett ohne jeden Überlastschutz ausgestattete analoge Multimeter innerhalb von Sekundenbruchteilen in Elektroschrott verwandelt hat.
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ProgBernie
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Re: Amperemeter

Beitrag von ProgBernie »

Nachtrag: Inzwischen bin ich zu einer weiteren Zange gekommen. War teurer als das Gerät (insbesondere mit Versand aus USAnien), war aber auf den Fotos geöffnet im guten Zustand zu sehen. Hier gibt es keinen klebrigen Verguss. Die funktioniert auch sehr gut. Beim testen mit Batterie, Vorwiderling und LED bin ich dann gleich auf eine Merkwürdigkeit gestossen: Der Stromfluß in der einen Leitung schien nicht so recht konstant zu sein. WTF? Des Rätsels Lösung war, als dann auch ohne Stromfluss die Zange in dieser Strippe etwas anzeigte. WTF??? Mit einem Magneten liess sich die dann als verkupfertes Eisen entlarven :roll:

Vermutlich lassen sich auch Nickeldrähte damit schlecht messen.

Was jetzt noch bleibt:
* Leichte Nullpunktverschiebung in den verschiedenen Meßbereichen.
* Leichte Abweichung von einem eingeschleiften DMM.

Abgleichen werde ich aber erst, nachdem ich die Rettungsversuche an der klebrigen Zange beendet habe, denn der Abgleich ist laut HP für Instrument mit zugehöriger Zange durchzuführen.
Gruß Bernd
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