Amperemeter

Vorstellung, Diskussion, Restauration
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Wusel
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Re: Amperemeter

Beitrag von Wusel »

Hallo Zusammen,

so, ich hab' jetzt auch so einen empfindlichen Igor, den 6e. :D Schon von Metrawatt. Was soll ich machen, wenn Ihr da alle von schwärmt und dann bietet ihn hier jemand direkt im Ort an? Gut in Schuss, Ledertasche, Strippen und Anleitung - alles dabei. Bin dann mit dem Rad hin gefahren.

Ich hatte ja schon länger überlegt, mir noch mal ein gutes Analoges zuzulegen. So eines, das nicht mit der Ohm-Skala über dem Spiegel angeben muss und das man auch ohne Kopfrechen ablesen kann. So ein Metravo 1H oder ähnlich vielleicht. War mir früher zu teuer und letztlich dachte ich - was soll's wozu?

Das Gerät dann zu Hause gleich mal geputzt - hatte es eigentlich nicht nötig - aber ist eben Standard bei mir mit fremden Zeugs. Danach wieder umgedreht und der Zeiger steht auf 1/3 Vollausschlag und will da nicht weg. Dachte schon, ich hätte ihn kaputt gemacht denn der war auf 0, als ich ihn aus der Tasche geholt habe.

Handauflegen mit kompletter Handfläche half dann. Elektrostatik. Hätte gedacht, das macht vielleicht ein bis zwei Striche aus - aber so viel? Ist das normal? Steht ja in der Anleitung dass man die Innenseite des Skalendeckels nicht reinigen darf, weil die speziell beschichtet ist deswegen. Vielleicht hat das schon mal (einer) der Vorbesitzer gemacht? Danach noch mal das Batteriefach innen etwas gesäubert. Zeiger wieder nicht auf 0. Dieses mal half nur ein feuchtes Tuch über der Skala.

Anschließend dann einen Funktionstest gewagt. Spannung messen mit 5V. KLACK! :shock: Die Mittenstellung des Wahlschalters ist nicht "Aus", sondern "Batterietest". :roll: Nun ja, erst mal zur Vermeidung weiterer peinlicher Erlebnisse die Anleitung gelesen...

Viele Grüße
Wusel
Oscillar1
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Re: Amperemeter

Beitrag von Oscillar1 »

Hallo Wusel,

ein gutes Neues noch!
Ja, nun hast du dir das beste Analogmultimeter aus den 1970er Jahren zugelegt. Ich besitze vier Stück von denen, drei siehst hast du im Bild gesehen. Bei keinem hatte ich deine Probleme? :shock:
Allerdigs habe ich auch Philips 2403 Instrument, welches ähnliches Verhalten zeigt. Letztlich ausgebaut bin ich der Meinung es ist mechanisch defekt ist in der Rückstellkraft der Aufhängung.
Dein Instrument heisst übrigens Unigor und nicht igor! Das ist ein hochwertigstes Spannbandinstrument und nicht für rauen Betrieb. Kann natürlich sein, wenn es mal irgendwann vom ursprünglichen Einsatz in einer Firma vom Labor oder Prüffeldbetrieb dann beim privaten Letztbesitzer lieblos irgendwo in der Bastelstube zum Messen der Batteriespannung der Autobatterie oder sowas triviales benutzt worden ist. Kann natürlich auch vom Tisch gefallen sein. Alles möglich.
Das da jetzt innen jemand gewischt hat glaub ich eher nicht.
Anbei mal Hinweise original vom originalen Hersteller Goerz/Österreich.
Gruss
Debo
.
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Wusel
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Re: Amperemeter

Beitrag von Wusel »

Hallo Oscillar1,

danke für die interessanten Hinweise aus dem Service Manual und ebenfalls noch ein frohes Neues. :-) Ich hatte bisher nur die Bedienungsanleitung. Vor dem Kauf schon als PDF und jetzt gleich zwei mal auf Papier. Bin schon sehr beeindruckt von der Genauigkeit in allen Bereichen und das bei dem Alter. Jedenfalls hat sich der Eindruck nach dem Kauf noch nach oben verbessert. Kein Vergleich zu dem analogen Zeugs, das ich bisher hatte und noch habe.

Und igoristisch ist er schon. :-D Zumindest im Vergleich zu dem, was hier sonst so auf dem Tisch ist. Besonders, wenn man die (immer noch sehr flexiblen) Messleitungen dran macht, deren Anschlüsse sich dick über die Schraubklemmen stülpen. Sieht einfach HV isolatormäßig aus.

Der Erstbesitzer war professionell, jedenfalls ist ein Aufkleber für die nächste Prüfung im März 1990 drauf. Die wohl nicht mehr stattgefunden hat. Oder (was ich nicht hoffe) zur Ausmusterung führte. Denke aber, auch danach wurde er anständig behandelt. Zumal er ja immer noch sehr genau ist und auch sonst keine besonderen äußerlichen Macken hat.

Diese Auslenkung des Zeigers war so krass, dass ich sofort gar nicht an Elektrostatik dachte, sondern an einen Schaden des Messwerks. Und dass der Zeiger sich nach dem Handauflegen über ein drittel des Ziffernblattes zurück bewegt, hatte ich so auch noch nicht gesehen. Zumal ich hier auch nicht besonders geladen bin. Habe keinen Teppich und auch kein Reinigungstuch, das beim Anfassen knistert.

Ich wollte auch nicht gleich Antistatik Spray drauf machen. Zumal ich noch keines habe. Aber da ist ja eventuell Alkohol drin und das ist - je nachdem welcher Alkohol - nicht gut für das Acryl. Daher dachte ich, dass ich lieber mal vorher nachfrage.

Im Augenblick mache ich mir Gedanken über die Ledertasche, wo er drin ist. Die müffelt innen altersgemäß und das Leder ist außen an einigen Stellen durch Reste von Aufklebern in Mitleidenschaft gezogen. Ansonsten ist sie recht gut erhalten. Frage mich, was da hilft. Schuhcreme? Hab ich auch nicht. Bin noch unsicher trotz herum googeln. Hoffentlich verfliegt sich der Muff nach einiger Zeit des Auslüftens. Hab' noch keine Idee sonst.

Viele Grüße
Wusel
Oscillar1
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Re: Amperemeter

Beitrag von Oscillar1 »

Ich habe diese Tisch-Analogies nicht in deren Bereitschaftstaschen aufbewahrt, sondern liegend im Schrank. Ich habe ja noch andere von Hartmann & Braun Elima, Metrix, Siemens. Das jüngste Analogie (1992 letzte Charge) ist ein BBC-Metrawatt 4E. Für alle gilt auch stets muss man die Batterien im Auge behalten, weil irgendwann werden alle undicht.
Das 6e ist gut transistorisiert. Die Transistoren sind ausgesucht. Man muss - wenn man sich sicher sei ein Halbleiter sei kaputt, mit einer angegebene Prüfschaltung geeignetet Exemplare aussuchen. Macht man das nicht, könnte es ungenau arbeiten mit Randerscheinungen. Es arbeitet mit einem Zerhacker mit 205Hz. Das merkst, weil es erstmal einen Moment dauert bis es anschwingt.
Die Meßleitungen können aber auch Geruchsübel sein. Stinken bestialisch. Sind aber nicht klebrig vom eventuell aussickernden Weichmacher oder so. Stinken aber nur so das ich sie nicht mehr verwenden möchte.
Gruss
Debo
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Wusel
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Re: Amperemeter

Beitrag von Wusel »

Das ist natürlich auch ein Gedanke, dass die Tasche nach den Messleitungen stinkt. Bisher dachte ich, es wäre umgekehrt. Meine Nase will sich da leider nicht richtig entscheiden. Wäre schade um die coolen Leitungen wegen der igoristischen Schutzkappen. Aber einer der Bananenstecker an deren anderen Ende ist sowieso verschlissen und macht keinen guten Kontakt mehr, da der zu lose in einer Buchse sitzt.

Batterien waren schon mal ausgelaufen, aber der Schaden hat sich in Grenzen gehalten. Der Verkäufer hatte keine drin, was für seine Sachkenntnis spricht.

Das mit dem Zerhackerprinzip ist in der Bedienungsanleitung etwas erklärt. Leider nur mit einem vereinfachten Schaltbild. Aber ich habe noch nicht nach einem Servicemanual mit Schaltplan gegoogelt. Wenn ich nichts finden sollte, frage ich Dich. :-)

Und Transistoren matchen kann ich ja jetzt ganz cool mit dem hier. :-D Nun ja, noch ist der nicht restauriert und wie sich das in der Praxis dann tatsächlich macht, dazu fehlen mir die Erfahrungen. Bisher bin ich beim Frickeln ohne solche Feinheiten ausgekommen. Und selbst wenn, müsste ich mir ja eine ganze Tüte Transistoren kaufen und jeden mit jedem testen. Vielleicht ist dann ein Pärchen dabei. So jedenfalls meine Vorstellungen ohne Praxiserfahrung dazu. Aber das kann mir bei meinen Hamegs ja auch noch blühen. Wenigstens sitzen sie da im Sockel. Hoffentlich gibt es noch Ersatztypen für das 6e.

Viele Grüße
Wusel.
Old Rusty
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Re: Amperemeter

Beitrag von Old Rusty »

Ein Gedanke von mir in Sachen Echtleder: Da setze ich gerne Lederfett ein. Gibt es im gut sortierten Motorradzubehör und im Reiterladen, natürlich inzwischen in verschiedenen Geruchsrichtungen. Echtleder braucht Fett, um geschmeidig zu bleiben. Wenn verfärbt, kann man ggf. mit Aceton rangehen - aber vorsichtig, das Zeug löst etliche Kunststoffe auf, und Leder muß danach zwingend wieder eingefettet werden. Wir haben (für unser Pferdezubehör) auch mal Lederfarbe verarbeitet, damit es wieder schön schwarz glänzt, aber das ist mit viel Mühe verbunden und braucht lange bis es tief eingezogen ist.

MfG Joerg
Oscillar1
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Re: Amperemeter

Beitrag von Oscillar1 »

Wusel hat geschrieben: 03 Jan 2021, 17:32 Hoffentlich gibt es noch Ersatztypen für das 6e.
Also meine drei 6e und ein 6eP funktionieren einwandfrei! Ich hatte diese noch nie aufgeschraubt. Das ich permanent für meine Sammlungsgeräte stets nach Papierunterlagen Ausschau halte, liegt in meiner Natur! :D
Also wenn dein 6e gut funktioniert würde ich da nix machen. Fang bloß nicht an irgendwas zu tauschen. Auch keine Elkos! Hier sind Elkos - welche teilweise in Tantal wie bei professionellen Geräten vorhanden sind, auch nach 40 Jahren nicht automatisch trocken und Kapazität verloren haben. Tektronix Geräte beweisen das täglich.
Und wirst du das 6e täglich benutzen? Ich glaube eher nicht. Ich mache das auch nicht. Ich benutze ein Unigor A43 sowie BBC-Metrawatt 4E als Zappelmax für Halbleiter Prüfungen von normalen Transistoren und Dioden. Alternativ früher in der Firma auch ein Metrix MX202. http://public.beuth-hochschule.de/haman ... mx202.html

Ansonsten moderne DMM für Spannung, Strom und Widerstand.
Mit Erfahrung im Zeigerausschlag aber kann man standardmäßige Halbleiter schnell und gut beurteilen so m.M.

Gruss
Debo
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Re: Amperemeter

Beitrag von chronos42 »

Hallo Wusel,

naja, also zum Testen von Halbleitern benötigt man aber kein Zeigerinstrument, das geht selbst mit einem 10 Euro DMM genau so gut. Wenn da zwischen B-E oder C-E 0,02V Diodenspannung angezeigt werden ist das genauso verdächtig wie ein Vollausschlag beim Zeigerinstrument. Einige DMMs von Fluke und Agilent/Keysight geben zudem noch eine differenzierte akustische Rückmeldung, Dauerpiep für Schluß und kurzer Piep für Spannungen zwischen 0.3....0.9V. Sehr praktisch, da kann man ohne auf das Gerät zu schauen mal kurz zur ersten Bestandsaufnahme durch den verdächtigen Bereich Leiterplatte gehen.

Ich habe auch noch ein recht gutes analoges FET Multimeter, Philips PM2505. Vor fünf (?) Jahren auf dem Flohmarkt der (mittlerweile leider nicht mehr existierenden) Rheintal Electronica in Durmersheim gekauft. Das funktioniert nach ein paar kleineren Reparaturen (Riss im Gehäuse (ein Standardfehler bei dem Gerät), zwei neuen Elkos (kleine Philips Radial-Elkos tausche ich grundsätzlich) und zwei neuen Batterieclips) wieder einwandfrei. Benutzt habe ich es seitdem kein einziges mal. Man denkt immer, das braucht man mal, z.B. für einen Abgleich, das geht mit Zeigerinstrument besser. Mag sein, dennoch benutze ich Zeigerinstrumente seit Dekaden nicht mehr, sie sind viel unwichtiger als man so denkt, zumindest für das was ich so mache.
Zuletzt geändert von chronos42 am 04 Jan 2021, 14:31, insgesamt 1-mal geändert.
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Wusel
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Re: Amperemeter

Beitrag von Wusel »

Hallo Old Rusty,

danke für Deine Hinweise. Ich habe jetzt leider erst nach genauerem Hinsehen bemerkt, dass das, was ich als Reste von Aufklebern angesehen hatte in Wirklichkeit Stellen sind, an denen der Aufkleber beim Ablösen die obere Schicht mit der Farbe gleich mitgenommen hat. Da muss ich wohl doch mit Farbe ran. :-(
Der Geruch stört im Moment aber mehr. Vielleicht habe ich ja "Gück" und der kommt nur von den Messstrippen.

Viele Grüße
Wusel
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Re: Amperemeter

Beitrag von Wusel »

Hallo Chronos42,
chronos42 hat geschrieben: 04 Jan 2021, 13:37 naja, also zum Testen von Halbleitern benötigt man aber kein Zeigerinstrument, das geht selbst mit einem 10 Euro DMM genau so gut.
Nein, war ja auch nicht so gemeint. Eher umgekehrt, weil in dem 6e gematchte Transistoren drin sind und ich dann ein Problem bekommen würde, falls ich die unvorsichtigerweise kaputt gehen lasse.

Hab' das Gerät auch hauptsächlich aus Freude an der Technik gekauft. Ob man das braucht, darf man sich nicht fragen, das führt zu Trübsal.

Viele Grüße
Wusel
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