Amperemeter

Vorstellung, Diskussion, Restauration
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ProgBernie
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Amperemeter

Beitrag von ProgBernie »

Diese Schönheit ist gerade eingetroffen:
HP428B_front.jpg
HP428B_front.jpg (332.71 KiB) 6716 mal betrachtet
im schlichten olivfarbenen Militärkleid.

Das wichtigste:
HP428B_clip.jpg
HP428B_clip.jpg (694.44 KiB) 6716 mal betrachtet
Bereits bei Ankunft gleich auf 230V umgeschaltet:
HP428B_back.jpg
HP428B_back.jpg (484.3 KiB) 6716 mal betrachtet
Außerlich mit Aufkleber(resten) etwas verunstaltet, also da muß heute noch etwas geschehen. Die inneren Werte sehen gut aus:
HP428B_inner.jpg
HP428B_inner.jpg (662.21 KiB) 6716 mal betrachtet
HP428B_board.jpg
HP428B_board.jpg (587.06 KiB) 6716 mal betrachtet
Und dieses Gerät ist eigentlich unbezahlbar:
HP428B_label.jpg
HP428B_label.jpg (170.63 KiB) 6716 mal betrachtet
2001 wurde immerhin noch $350,- dafür verbucht, Buchhalter sind da sehr penibel.

Die Zange ist im mA-Bereich auch gut als Kompass zu gebrauchen :D
Gruß Bernd
chronos42
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Re: Amperemeter

Beitrag von chronos42 »

Hallo Bernd,

Sehr guter Zustand, das ist die neuere Version mit Leiterplatte. Habe für einen Freund vor einiger Zeit versucht die ältere, frei verdrahtete Version zu reparieren. Leider war das nicht möglich, der vergossene Übertrager zwischen Messkopf und Eingangsverstärker hatte einen Schluß zwischen der Primär und Sekundärwicklung. Das Funktionsprinzip und die Schaltungstechnik dieses Gerätes ist sehr interresant, DC Strommessungen ohne Hallelement ist gar nicht so trivial. Das Servicemanual erklärt das Messprinzip sehr gut.
Normalerweise sind hp Geräte ja sehr schön aufgebaut, das gilt auch für deines. Die leiterplattenlose, frei verdrahtete Version hingegen fand ich ziemlich unspektakulär, um nicht zu sagen hässlich, das erinnerte eher an ein billiges Küchenradio aus den 50ern, absolut kein Vergleich zu Tektronix Geräten aus der Röhrenzeit.
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ProgBernie
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Re: Amperemeter

Beitrag von ProgBernie »

Leider gibt es ein Problem: Der Kopf besteht aus 2 Kernhälften, die -jeweils bewickelt- offenbar in die MU-Metall-Töpfe eingeklebt sind, vermutlich eine Art Epoxid-Harz. Das Harz hat sich entschlossen an der Oberfläche weich und klebrig zu werden, d.h. die Hälften kleben immer wieder zusammen. Aus dem gleichen Grunde schließen die beiden Oberflächen wohl nicht ganz bündig ab und die Kompasswirkung ist ausgeprägter als spezifikationsgemäß zulässig.
Die Klebemasse erinnert mich fatal an den grünen Verguß den Siemens in Entstördrosseln der 80er verwendet hat, das Zeux zersetzt sich und läuft dann langsam aus und hinterlässt eine zäh-klebrige Masse auf den Platinen.

Ideen:
- Mit UV wieder versuchen zu polymerisieren und danach zu polieren.
- Überschüssiges Material vorsichtig rundherum abtragen und es irgendwie versiegeln
- Unter ständigem Genörgel der Wertstoffsammlung zuführen
Gruß Bernd
chronos42
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Re: Amperemeter

Beitrag von chronos42 »

Hallo Bernd,
ab und zu werden die Köpfe bei eBay angeboten. Mein Bekannter hat sich mittlerweile einen Ersatzkopf zugelegt, beide Köpfe funktionieren einwandfrei und zeigen dieses Problem nicht, das scheint also kein grundsätzliches Problem zu sein. Anscheinend wurde bei neueren Varianten eine andere Vergussmasse verwendet, welche dieses Problem hat. Das ist natürlich extrem ärgerlich. Ich würde den zweiten Vorschlag versuchen, Abtragen und Versiegeln.

Off topic:

Vergossene Baugruppen sind grundsätzlich ärgerlich, ich habe hier auch gerade so ein Problem. Ein altes Krautkrämer USD 10 Ultraschallmessgerät, das einem Kollegen gehört (Spezialist für Materialprüfung). Der kam in die Elektronikentwicklung und steuerte direkt auf meinen Arbeitsplatz zu:
"Du bist doch unser Messgerätefreak hier, ich habe da....kannst Du da mal reinschauen, da scheint wohl das Netzteil...etc"
"Aja, Netzteil, das sollte machbar sein, bring es halt mal mit..."

Jo, sollte machbar sein. Nach dem Öffnen kamen auf der Versorgungsbaugruppe zwei Module zum Vorschein, ein Primärschaltwandler und ein Sekundärschaltwandler, beides vollständig vergossene Baugruppen.... :(
Beide sind defekt, das Sekundärmodul hat einen Schluss am Eingang, vermutlich der Schalttransistor. Das Primärmodul hat 2Ohm am Ausgang, vermutlich Schluß der Ausgangsdiode, ein Folgefehler. Das wäre nun wirklich nicht schwer zu reparieren gewesen, aber die Vergussmasse lässt einem keine Chance.
Da er wohl an dem Gerät hängt werde ich mal versuchen das zu retten. Wenn ich wieder mal in der Firmenzentrale bin werde ich die Module dort röntgen und versuchen die mutmaßlich defekten Bauteile zu lokalisieren und dann dort vorsichtig den Verguss herausfräßen. Mal sehen was dabei rauskommt, aber das ist ohnehin ein Totalschaden, kaputtmachen kann ich nichts mehr.
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ProgBernie
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Re: Amperemeter

Beitrag von ProgBernie »

Hallo Karlheinz,

dann werde ich mal zusätzlich bei eBay suchen lassen. Mit welchen Suchbegriffen wird man da fündig? Bisher habe ich fast nur Geräte ohne Kopf für zu viel Geld gesehen, der Bursche hier war ein Schnäppchen (als 4288 eingestellt und "falsche" Kategorie, mein Angebot von GBP45,- wurde sofort akzeptiert).
Gruß Bernd
chronos42
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Re: Amperemeter

Beitrag von chronos42 »

Hallo Bernd,
mehr als die Allgemeinempfehlung "hp 428" , und zwar wletweite Suche, kann ich da auch nicht beisteuern. Manchmal wartet man jahrelang, manchmal kommt nie was.
Oscillar1
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Re: Amperemeter

Beitrag von Oscillar1 »

Hallo Zusammen,

dieser Typ hp 428B ist eigentlich schon selten und wenn aber eins angeboten wird, dann will es eventuell niemand :D Oder die Clip-On Zange fehlt. Aber manchmal denken die Anbieter mit und achten auf Zubehör! So war es bei meinem 1966er Schätzchen. Vor ein paar Jahren schon: 69€ + Versand in der Bucht im Sofortkauf. Nur das originale Papier Instruction-Manual musste ich extra mit anderen Sachen aus USA importieren.
Sowas kaufen nur Sammler. Normale Anwender denken über DC Strom messen nie nach, selbst Elektroniker nicht. Und wie schwierig das früher war. Strom messen? Da hat man schon die Nase gerümpft: "Da muss ich ja den Stromkreis auftrennen und mein Analogie einschleifen".
Heute hat jedes Grabbeltisch/Schüttgut Handmultimeter vom Baumarkt DC Messbereiche.
Da hier eine Version mit Leiterplatte gezeigt wird, will ich zum Vergleich mein klassisches mit Chassis zeigen. Ich wusste garnicht das das später noch mit Leiterplatte gefertigt wurde.
Ja gegenüber dem Chassisschwerbau von R&S sind diese Aluframes schon Leichtbau. Wahrscheinlich war das den Aufträgen für die Army geschuldet, damit die Signal Corps die Geräte nicht so schwer schleppen mussten.
Die Verdrahtung wird oft kritisiert. Küchenradio? :lol: Weiß nicht, Philips hat das genauso gemacht und seine Trafos zudem immer in schwarzer Tunke versenkt. O.k., etwas Consumergerätefeeling kommt schon auf! :D

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428B Frontansicht wellenkino.jpg
428B Frontansicht wellenkino.jpg (218.44 KiB) 5936 mal betrachtet
428B Chassisoberansicht wellenkino.jpg
428B Chassisoberansicht wellenkino.jpg (338.34 KiB) 5936 mal betrachtet
428B Chassisunteransicht wellenkino.jpg
428B Chassisunteransicht wellenkino.jpg (399.55 KiB) 5936 mal betrachtet
428B Chassisverdrahtung wellenkino.jpg
428B Chassisverdrahtung wellenkino.jpg (478.64 KiB) 5936 mal betrachtet
428B Entmagnetisierung wellenkino.jpg
428B Entmagnetisierung wellenkino.jpg (199.74 KiB) 5936 mal betrachtet
Gruss
Debo
Oscillar1
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Re: Amperemeter

Beitrag von Oscillar1 »

ProgBernie hat geschrieben: 25 Nov 2020, 15:22 Und dieses Gerät ist eigentlich unbezahlbar:
2001 wurde immerhin noch $350,- dafür verbucht, Buchhalter sind da sehr penibel.
Die Zange ist im mA-Bereich auch gut als Kompass zu gebrauchen :D
Hallo Bernd,

wann hat eure Firma das gekauft? In einer DM- Preisliste von 1969/70 rum, kostete das Gerät 2535.- DM verzollt, aber noch ohne 11% Mehrwertsteuer.

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Preisliste 1969.png
Preisliste 1969.png (452.64 KiB) 5925 mal betrachtet
Gruss
Debo
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ProgBernie
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Re: Amperemeter

Beitrag von ProgBernie »

Keine Firma hier. Mein Gerät ist von der USAAF US Army Air Force. Originalpreis laut Schein US$ 2097.00. Das ist dann in DRMO Molesworth (jetzt DLA Molesworth) gelandet (2001, der Versandschein weist die US $350 aus) und von dort in RAF Duxford Airfield. Das ist jetzt das Imperial War Museum Duxford, von dort wurde es jetzt angeboten und abgeholt.
Gruß Bernd
chronos42
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Re: Amperemeter

Beitrag von chronos42 »

Hallo,
eine von den Daten (mA..10A) vergleichbare heutige Stromzange in guter Qualität ist das Benning CM11. Besitze ich selbst und bin sehr zufrieden damit, die ist allerdings recht teuer. (Die billige Alternative von UNI-T kenne ich, die ist für meinen Geschmack mit einigen Mängeln behaftet, allerdings unschlagbar billig.)
Aber das hp ist natürlich schon was besonderes, das Geräte dürfte recht einmalig auf dem Markt gewesen sein.

Und ja, die Verdrahtung: Im Vergleich zu Tektronix Geräten aus der Zeit ist das "Küchenradio" angebracht, meiner ganz subjektiven Meinung nach. Ich musste mich bei der Fehlersuche beim Gerät meines Freundes nämlich da durch die Verdrahtung durchhangeln. Kann man mögen, muss man aber nicht...

Auf dem Bildern von Oszillar sieht man auf dem zweiten Bild von unten oben rechts die Pertinaxplatte mit den Transistoren und einer Leistungszenerdiode für die Transistorversorgungsspannung. Das sind die einzigen Halbleiter in der alten Geräteversion, die Transistoren steueren das Messwerk an. Der Rest ist mit Röhren aufgebaut, bei dieser Version auch der Demodulator, später wurden da Dioden eingesetzt.

Daß es dieses Gerät mit Leiterplattenversion gibt wussten wir auch nicht. Mein Bekannter hat sich bei eBay ein weiteres Gerät beschafft für wenig Geld, allerdings ohne Messkopf, der sollte als Ersatzteilspender für den defekten Übertrager dienen. Zu unserer Überaschung kam die Leiterplattenversion. Leider sind die Übertrager nicht kompatibel von der Bauform. Jetzt hat er ein zweites Gerät (Die Leiterplattenversion funktionierte problemlos) und das defekte Gerät wartet immer noch auf seinen Übertrager. Nun ja, das wird wahrscheinlich nie mehr funktionieren und selbst zum Teilespender werden. Schade drum, aber der Übertrager ist nicht reparabel, man müsste ihn neu wickeln, das übersteigt meine Möglichkeiten.
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