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HP53310A Modulation Domain Analyzer: failed Main Board DTACK test

Verfasst: 01 Jun 2019, 15:35
von JanW
Hallo zusammen!

um es geich zu sagen, hierbei handelt es sich um ein Crossposting. Ich habe ebenfalls einen Thread im EEVBlog-Forum unter gleichem Titel laufen, der allerdings bisher keine nützlichen Antworten lieferte...
Wenn es jemanden stört, dann machen wir diesen Thread zur Not wieder zu.

Also: Ich habe einen Agilent 53310A Modulation Domain Analyzer ergattert, den ich gerne ans Laufen bekommen würde. Der Selbstest meldet "failed: Main Board DTACK test". Wie aus der Erwähnung des Kürzels DTACK zu erkennen, handelt es sich um ein 68000-Prozessorsystem. Ich habe alle grundlegenden Fehlerquellen ausgeschlossen: Das Netzteil ist in Bestzustand, die Kondensatoren alle OK, die Spannungen stimmen und sind ohne Ripple.
Man kann das CPU-Board A3, den CRT-Monitor und das Eingabepanel separat über eine Buchse J7 auf dem CPU-Board mit +5 V und +12 V versorgen und so alleine testen. Alle Selbsttests des CPU-Boards laufen problemlos durch, die Speicher-Prüfsummen sind (laut Tests) OK. Die vier verschiedenen Clock-Signale sind alle OK.
Damit liegt der Fehler tatsächlich auf dem Mainboard, das annähernd eine DIN A3-Seite groß ist und leider mindestens 5 /DTACK-Quellen hat.
Ich weiß nicht genau, wo ich mit dem Suchen anfangen soll, weil das Gerät so neu ist, dass das Servicemanual und das Component Level Identification Package eigentlich nix Zielführendes hergibt. Eine funktionelle Beschreibung der Hardware oder des Selbstest gibt es nicht. Und dann sind noch ca. 15 PAL20R8 dazwischen gestreut, deren Funktion nicht weiter beschrieben ist.

Ich wollte fragen, ob hier jemand das Gerät kennt und vielleicht aufgrund langjähriger Erfahrung sagen kann: "Wechsel mal Bustreiber UXXy, der fällt immer aus" oder so ähnlich? :D :D Träumen wird man ja noch dürfen ... :D

Ich wollte jetzt mal alle Bustreiber zwischen CPU-Board und Mainboard durchgehen, ob es da DIfferenzen gibt, und das Mainboard vielleicht einfach nicht initialisiert wird.

Gruß,

Jan

Edit: Zur Rechtfertigung: Das Gerät ist immerhin 20 Jahre alt und hat eine echte Bildröhre, ist also ein "warmes" Messgerät :D

Re: HP53310A Modulation Domain Analyzer: failed Main Board DTACK test

Verfasst: 01 Jun 2019, 16:29
von Martin
JanW hat geschrieben: 01 Jun 2019, 15:35 Hallo zusammen!

um es geich zu sagen, hierbei handelt es sich um ein Crossposting. Ich habe ebenfalls einen Thread im EEVBlog-Forum unter gleichem Titel laufen, der allerdings bisher keine nützlichen Antworten lieferte...
Wenn es jemanden stört, dann machen wir diesen Thread zur Not wieder zu.

Jan

Edit: Zur Rechtfertigung: Das Gerät ist immerhin 20 Jahre alt und hat eine echte Bildröhre, ist also ein "warmes" Messgerät :D
hallo Jan,

nö, sowas interessiert hier niemanden. Mir ist aber ebenso bekannt daß es in anderen Foren immermal ein par Nörgler gibt die meinen sie müßten das beanstanden (und grundsätzlich ohne eine Hilfe zu sein für den Themenersteller..)
Hast du mal in der HP group gefragt? Da sitzen die meisten, und das Gerät ist nun wirklich nicht sehr verbreitet hierzulande.
Das Rumstochern auf Vrdacht ist nur eine Notlösung, dabei ist "Inaktivität" oft der Weg zum Verursacher

lG Martin

Re: HP53310A Modulation Domain Analyzer: failed Main Board DTACK test

Verfasst: 08 Jun 2019, 20:41
von JanW
Hallo zusammen,


Ich habe jetzt auch einen Beitrag in der HP Newsgroup erstellt, wie von Martin vorgeschlagen. Leider ist auch hier bis dato kein sachdienlicher Vorschlag gemacht worden.

Ich habe nun die Bustreiber des CPU- Boards vermessen und konnte keine Fehlfunktion feststellen. Was mir allerdings auffiel ist, dass auf den Adressleitungen zahlreiche Störsignale bzw. Runt-Impulse festzustellen sind. Diese sind allerdings nur präsent, bevor das /Address Strobe - Signal aktiv ist, sodass sie in die Setup-Zeit vom Adressbus fallen. Ich bin mir nicht sicher, ob dies eine Fehlfunktion ist oder ob das ein normales Verhalten von 68000-Prozessoren ist, das derartig viel "Dreck" auf dem Bus ist. Kennt sich jemand damit aus? Google gibt erschreckend wenig her.

Dennoch funktioniert das CPU-Board jedoch und es werden alle Selbsttests bestanden. Es ist also kein echtes Problem, sondern nur eine Eigentümlichkeit.

Gruß,

Jan

Re: HP53310A Modulation Domain Analyzer: failed Main Board DTACK test

Verfasst: 09 Jun 2019, 10:21
von chronos42
Hallo,
solange die Adressen nicht gültig sind ist alles, was auf dem Bus zu sehen ist, irrelevant. Die runts kommen daher, dass die Busteilnehmer noch im tristate sind, man sieht also den Pegel der Terminierungsnetzwerke, die liegen meist so bei 40%. Daraus kann man also nichts schließen.

Ohne Schaltplan wird es jetzt tatsächlich ekelhaft. Kann sein dass einer der Busteilnehmer nach Übernahme der Daten kein /DTACK zurückgibt oder gar nicht erst auf seine Adresse reagiert. Dazu sollte man erst mal versuchen herauszufinden welcher Funktionsblock nicht richtig oder garnicht reagiert. Mehr als diese Binsenweißheiten kann ich Dir leider auch nicht mitgeben.

Re: HP53310A Modulation Domain Analyzer: failed Main Board DTACK test

Verfasst: 09 Jun 2019, 14:41
von JanW
Ich habe die Schaltpläne. Leider ist ziemlich viel programmierbare Logik verbaut, die nicht in ihrer Funktionsweise beschrieben ist, daher weiß ich nicht, wann z. B. welche Chip Select-Leitun wo aktiv sein soll.

Gruß,

Jan

Re: HP53310A Modulation Domain Analyzer: failed Main Board DTACK test

Verfasst: 09 Jun 2019, 19:13
von chronos42
Ja, Schaltungen wie Adressdecoder und sequentielle Logiken wie IRQ handling, DTACK, IACH usw. befindet sich leider bevorzugt in GALs, PLDs oder FPGAs. Kann man wenigstens den Namen der Signalleitungen etwas entnehmen und sich da dran entlanghangeln? Irgendwo muss in jeder Funktionsgruppe ein DTACK erzeugt werden, das Signal muss ja irgendwo rauskommen bevor es in einem Logikchip verschwindet. Mit etwas Glück findet man ja irgendwo eine Leitung bei der nie ein DTACK erscheint. Ist der Fehler aber innerhalb einer der Logichips hat man leider wenig Chancen.

Gruß
Karlheinz

Re: HP53310A Modulation Domain Analyzer: failed Main Board DTACK test

Verfasst: 10 Jun 2019, 22:15
von JanW
Ich bin einen kleinen Schritt weiter gekommen.

Im Moment kann ich manchmal nach dem fehlgeschlagenen POST das Testmenü aufrufen und weitere Tests durchführen, so auch einen DTACK-Test des Mainboards. Bislang ging das nicht, weil immer ein Bus Error getriggert wurde, der momentan nur spradisch beim Aufrufen des Testmenüs kommt.
Drei DTACK-Quellen werfen Fehler auf, es sind dies das HPIB-Interface, die Steuerregister des Frontends und der DMA-Kanal des HPIB-Interfaces.
Interessant ist, dass der DTACK-Selbsttest alle Adressen der zu testenden IO-Speicherbereiche angibt.

Die Fehler lassen noch keinen Rückschluss auf die tatsächliche Lokalisation des Defekts zu. Interessant ist, dass es bei Zugriffen auf die anderen Selbsttests immer zu Bus-Fehlern kommt, wo das System Debug-Information mit der zuletzt zugegriffenen, fehlgeschlagenen Adresse angibt, und das sind eigentlich alle dekodierten Adressen auf dem Mainboard. Vielleicht ist das GAL bzw. PAL kaputt, oder nur ein weiterer Bustreiber. Ich weiß noch nicht, wie ich das messtechnisch prüfen kann.

Gruß,

Jan

Re: HP53310A Modulation Domain Analyzer: failed Main Board DTACK test

Verfasst: 17 Jun 2019, 00:42
von JanW
So wie es aussieht, ist das niederwertige Byte des Datenbusses immer 0xFF.
20190617_003343-1008x756.jpg
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Jetzt muss ich nur rausfinden, wieso. Mir juckt es in den Fingern, alle Bustreiber zu ersetzen, aber solche Schrotschussreparaturen funktionieren ja eigentlich nie.

Jan

Re: HP53310A Modulation Domain Analyzer: failed Main Board DTACK test

Verfasst: 06 Jul 2019, 23:29
von JanW
Hallo zusammen!

Gute Nachrichten: Das Gerät läuft wieder. Ich muss leider sagen, der Fehler war ganz anders als erwartet.

3 interne Baugruppen haben kein /DTACK-Signal geliefert, sodass die 68k-CPU dauerhaft Waitstates in die Buszyklen eingefügt hat, bis ein Watchdogtimer überlief und einen Bus Error ausgelöst hat.

Das Komische war, dass diese drei Baugruppen auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun hatten. DTACK-Fehler wurden im Selbsttest für die Frontend-Kontrollregister, das Steuerregister des HPIB-Chips und den DMA-Port des HPIB-Chips angezeigt.

DTACK wird über ein 4-Bit-Schieberegister erzeugt, dass aus einem 74ALS175 erzeugt wird. DIeses habe ich zunächst gewechselt, jedoch ohne Erfolg. Dann habe ich kurzzeitig einen Fehler im DMA-Chip vermutet, der sich jedoch nicht bestätigt hat.
Zu guter Letzt habe ich systematisch alle Signale abgeklopft die in allen angeblich fehlerhaften Baugruppen verarbeitet wurden. Unter Anderem war dies /LDS, ein Signal des 68k, dass den Zugriff auf das Low-Byte eines 16 Bit-Worts anzeigt. Und tatsächlich, es war bei 2 V dauerhaft, egal, was man mit der Kiste gemacht hat. (/LDS ist der violette Kanal).
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So habe ich dann den Signalverlauf des /LDS-Signals verfolgt, und habe letztlich den Fehler auf dem CPU-Board gefunden. Tatsälich ist das kein 100% Bruch, sondern mit intermittierendem Kontakt. Wenn man das Board leicht biegt, kommt das Signal durch.
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Nachdem ich die betroffene Stelle gesäubert und mit Draht überbrückt habe, läuft das Gerät wieder:
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(Der oben im Bild angezeigte LO-Fehler ist nur da, weil das Frontend noch fehlt und ohne Frontendboard das System eine Option als fälschlicherweise installiert erkennt).

Geil. Und das im letzten Moment: In der HP-Agilent-Gruppe, die mir Martin empfohlen hatte, verkauft gerade jemand Teile aus einem 53310A und ich hatte mit schon das Mainboard reserviert . . . wenn ich es gekauft hätte, hätte ich nicht mal einen Reparaturerfolg erzielen können, denn der Fehler war ja auf dem CPU-Board.


Gruß,

Jan

Re: HP53310A Modulation Domain Analyzer: failed Main Board DTACK test

Verfasst: 07 Jul 2019, 07:41
von Martin
Glückwunsch Jan,
klasse Arbeit. Du gräbst wirklich tief in den modernen Kisten.
Und herzl. Dank für den Bericht.
lG Martin